In der Debatte um die Errichtung und Finanzierung einer nationalen Gedenkstätte für sowjetische Kriegsgefangene in Schloß Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh) zeichnet sich ein möglicher Kompromiss ab. Die CDU im Gütersloher Kreistag, die im vergangenen Herbst noch gegen eine Beteiligung an den Betriebskosten für den Gedenkort Stalag 326 gestimmt hatte, habe Zustimmung für das kostenreduzierte Konzept signalisiert, sagte der Landtagspräsident André Kuper (CDU) am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Düsseldorf. Kuper leitet die vor sieben Jahren gegründete Lenkungsgruppe zur Weiterentwicklung der Gedenkstätte.
Die aktualisierte Planung sieht vor, das Gelände auf etwa sieben Hektar zu verkleinern. Zudem wurde der Bau eines ursprünglich geplanten Besucherzentrums gestrichen. Auf größere Neubauten wird verzichtet, die drei bestehenden Gebäude auf dem Gelände werden „umfangreich saniert“. Über den Kompromiss zur Finanzierung hatte zunächst die „Neue Westfälische“ in Bielefeld berichtet.
Die Investitionskosten sollen auf 50 Millionen Euro gedeckelt werden. Bislang war von Kosten in Höhe von 64 Millionen Euro ausgegangen worden. In diesem Zusammenhang wird auch der Kauf des Grundstücks durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) von der Erweiterung der Gedenkstätte getrennt.
Die jährlichen Betriebskosten sollen auf der Basis der reduzierten Planung auf 4,2 Millionen Euro pro Jahr gesenkt werden – ursprünglich waren dafür 5,6 Millionen Euro veranschlagt worden. Eingerechnet bei den niedrigeren Betriebskosten ist auch die Reduzierung der erwarteten Besucherzahlen von 200.000 auf 75.000 Gäste pro Jahr.
Durch den jetzt erzielten Kompromiss werde das Projekt für alle Beteiligten günstiger, betonte der aus dem Kreis Gütersloh stammende Landtagspräsident. Nach seinen Worten gibt es seitens des Kreises Gütersloh nun ein „breites Signal der Zustimmung“ für das Vorhaben, sagte er dem epd. Mitte März soll der Kreisausschuss des Gütersloher Kreistages entscheiden, anschließend müssen auch der LWL und der Landtag der veränderten Planung noch zustimmen. Kuper äußerte die Hoffnung, bis zum Frühjahr Klarheit in der Sache zu haben.
Trotz der Kürzungen bleibe es bei der Absicht, einen Gedenkort von „nationaler Bedeutung“ in Schloß Holte-Stukenbrock zu schaffen, betonte der Landtagspräsident. Die vom LWL im Auftrag der Lenkungsgruppe erstellte Machbarkeitsstudie zu dem Projekt habe Bestand.
Nach den Plänen von Bund, Land NRW und LWL soll der Gedenkort für sowjetische Kriegsgefangene bis 2031 zu einer nationalen Gedenkstätte erweitert werden. Die derzeitige Gedenkstätte in Schloß Holte-Stukenbrock erinnert an die etwa 300.000 Gefangenen, die von 1941 bis 1945 das „Stammlager 326“ (Stalag) der Nationalsozialisten durchliefen. Von dort wurden sie zur Zwangsarbeit im Ruhrbergbau, in Landwirtschaft und Industrie eingesetzt. Schätzungen zufolge starben etwa 65.000 Menschen aufgrund der katastrophalen Lebensbedingungen in dem Lager, in einem nahe gelegenen Lazarett und in den Arbeitskommandos.