Ein digitaler Raum für individuelle und kollektive Trauer entsteht im Rahmen eines Kunstprojekts ab September in München. Überlebende rassistischer Gewalt und Angehörige von Opfern wollen damit auch Widerstand leisten.
Das NS-Dokumentationszentrum in München präsentiert vom 11. September bis 1. Dezember die Kunstinstallation “Wir sind hier” von Talya Feldman. Zu sehen sind Video- und Tonmaterial aus dem gleichnamigen digitalen Projekt, wie es in der Ankündigung heißt. Dazu gehörten Stimmen und Perspektiven von Überlebenden sowie auch von Angehörigen von Opfern rassistischer und antisemitischer Gewalt. Sie fordern Erinnerungsorte im öffentlichen Raum. Als Möglichkeiten werden unter anderem angeführt, Straßen umzubenennen und Denkmäler zu gestalten.
Die Überlebenden, Familien und Initiativen kämpften für das Recht, gehört und gesehen zu werden, heißt es. Sie wollten Räume des aktiven Gedenkens. Zugleich verlangten sie, dass sich in diesem Zusammenhang in der Politik, Gesellschaft, Justiz und bei den Strafverfolgungsbehörden etwas ändern müsse. Das lebendige Archiv bietet den Angaben zufolge einen Überblick über rechten Terror und rassistisch motivierte Polizeigewalt in der Bundesrepublik Deutschland und der ehemaligen DDR in den vergangenen 40 Jahren. Darunter fänden sich auch Fälle, die noch nicht von staatlichen Behörden als Hassverbrechen anerkannt worden seien.
Talya Feldman ist eine US-amerikanische Medienkünstlerin. Sie studierte an Kunsthochschulen in Chicago und Hamburg. Feldman gehört zu den Überlebenden des Terroranschlags auf die Synagoge von Halle im Oktober 2019.