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Kramer: Konflikte mithilfe ziviler Strukturen lösen

Die mitteldeutsche Landessynode ist am Donnerstag in ihre Frühjahrstagung gestartet. In seiner Rede zum Auftakt der Plenumssitzung erinnerte Landesbischof Friedrich Kramer an die Befreiung Deutschlands vom Hitler-Faschismus vor 80 Jahren. Dabei kritisierte er das im Oktober 1945 verabschiedete Stuttgarter Schuldbekenntnis der Evangelischen Kirche in Deutschland. In diesem sei der fatale Irrweg der deutschen Christen nicht klar genug benannt worden.

Das entworfene Bild der evangelischen Kirche passte laut Kramer damals gut in die Rechtfertigungsstrategie vieler Deutscher, die sich angesichts eines verlorenen Krieges, zerstörter Städte, von Flucht und Vertreibung vor allem selbst als Opfer sahen. „Ein Bewusstsein für das eigene Versagen, eine Auseinandersetzung mit der eigenen Schuld war nur bei wenigen vorhanden“, sagte der leitende Geistliche.

Mit Blick auf heutige Gefährdungen des Friedens rief Kramer zur Stärkung von Strukturen zur zivilen Konfliktlösung sowie zu Austausch und Dialog auf. Eine wichtige Rolle der Kirche sieht er in der Beratung zur Kriegsdienstverweigerung und Gewissensbildung sowie einer angemessenen Erinnerungskultur.

Kramer sagte weiter, angesichts der Bedrohungslage erscheine eine Stärkung der militärischen Sicherheit vielleicht sinnvoll. Doch auf lange Sicht werde Rüstung und militärische Stärke nicht die Sicherheit in Europa garantieren. Nachhaltige Sicherheit beginnt nach Überzeugung des Landesbischofs und Friedensbeauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland mit Vertrauen und darf nicht nur militärisch gedacht werden.

Daher sei es wichtig, nicht nur über die Größe der Bundeswehr oder die Anzahl von Panzern und Drohnen zu sprechen. Vielmehr müssten sich Gesellschaft und Kirche dafür einsetzen, dass in Deutschland und weltweit die notwendigen zivilen Mittel stark gemacht und eingesetzt werden, damit Konflikte nicht militärisch eskalieren.

Die 80 Synodalen der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) wollen bei ihren dreitägigen Beratungen unter anderem einen Nachfolger für den scheidenden Finanzdezernenten Stefan Große wählen. Die Wahl ist für den Freitagvormittag vorgesehen.

Zur Wahl stehen Barbara Füten und Micha Hofmann. Füten ist derzeit Dezernentin in der Abteilung Recht und Kirchenkreisangelegenheiten im Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche im Rheinland in Düsseldorf. Micha Hofmann arbeitet aktuell als Amtsleiter des Kreiskirchenamtes im Kirchenkreis Mühlhausen der Landeskirche.

Ebenfalls für Freitag ist laut Tagesordnung die inhaltliche Beratung zu Fragen der kirchlichen Gebietsreform vorgesehen. So sollen die Synodalen über die Fusion der Kirchenkreise Apolda-Buttstädt und Weimar entscheiden.

Zudem entscheidet die Synode über die Verabschiedung eines Kirchengesetzes, das den Übertritt der Kirchengemeinde Schora-Moritz in die Evangelische Landeskirche Anhalts vorsieht. Die Orte der Kirchgemeinde sind seit 2010 Ortsteile der Stadt Zerbst/Anhalt, gehören innerhalb der evangelischen Kirche jedoch zur EKM.