Nach den Worten des mitteldeutschen Landesbischofs Friedrich Kramer können die Kirchen einen wichtigen Beitrag zum „Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation“ leisten. Bei einer Diskussionsveranstaltung am Donnerstagabend in Halle sagte der Bischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Europa brauche eine Seele und diese müsse eine geistliche Dimension haben. Der Glaube sei etwas, das über verschiedene Prägungen hinweg Menschen verbinde.
Nach den Worten von Michael Marten, zuständiger Projektleiter für das Zukunftszentrum im Bundeskanzleramt, sind die Kirchen ein Partner für das Zukunftszentrum. Die Einrichtung solle weniger ein Museum der Wendezeit sein, sondern stark gegenwartsbezogen arbeiten. Sie müsse mit gesellschaftlichen Krisen als Dauerzustand umgehen, sagte Marten. Halle habe als Erzählung und als Transformationsort überzeugt.
Laut Halles Bürgermeister Egbert Geier (SPD) ist während der Bewerbungsphase ein Netzwerk von über 70 Mitgliedern entstanden, die das Zukunftszentrum mittragen würden. Das Projekt wirke weit in die Stadtgesellschaft hinein. Auch das Umland werde in die Konzeption mit einbezogen, beispielsweise Wittenberg als religiöser Transformationsort in Bezug auf die Reformation. Bisher gebe es keine zentrale öffentliche Anlaufstelle in Deutschland, in der die Wiedervereinigung dokumentiert werde.
Der zentrale Riebeckplatz, auf dem der Neubau entstehen soll, sei ein Ort, der eine Transformation hinter sich habe und sich weiter verändere. Zudem erhofft sich der Bürgermeister durch die anvisierte Zahl von einer Million Besuchern im Jahr einen touristischen Aufschwung für die Saalestadt.
Die frühere stellvertretende Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, Hildigund Neubert, sagte, sie vermisse eine klare inhaltliche Konzeption. Sie habe ein wenig den Verdacht, dass da etwas Tolles gebaut werde, man wisse aber nicht genau, wofür. Dies sei der Unterschied beispielsweise zu Kathedralbauten, bei denen man immer gewusst habe, wofür man baue. Neubert, frühere thüringische Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, regte an, in dem Zentrum ein realistisches Geschichtsbild über die DDR zu vermitteln.
Im Februar 2023 hatte eine Jury im Auftrag der Bundesregierung Halle als Standort für das Zukunftszentrum ausgewählt. Es soll als Forschungs- und Begegnungsstätte die Leistungen der Ostdeutschen nach der Wiedervereinigung würdigen und Bedingungen für künftige Transformationsprozesse in Wirtschaft und Gesellschaft erforschen. Der Bund will rund 200 Millionen Euro investieren. Etwa 200 Arbeitsplätze sollen entstehen.