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Kopp und Jung danken Aschaffenburg für Zusammenhalt nach Messertat

Bayerns evangelischer Landesbischof Christian Kopp hat in der Gedenkfeier für die Opfer der tödlichen Messerattacke von Aschaffenburg an den Wert der Gemeinschaft in schweren Zeiten erinnert. „Nicht die Schreier und Nöler helfen“, sagte Kopp laut Manuskript am Sonntag in der Stiftskirche in Aschaffenburg. Es helfen vielmehr jene, die „hier den Kreis schließen, Blumen niederlegen, Kerzen anzünden und sich einander versprechen“, betonte Kopp. Am Mittwoch waren bei einer Messerattacke ein zwei Jahre altes Kita-Kind und ein 41-jähriger Mann getötet worden. Drei weitere Menschen wurden teils schwer verletzt.

Der Landesbischof sagte, auch ihn mache das Geschehen vom vergangenen Mittwoch fassungslos: „Ein Erwachsener gegen ein kleines Kind. Das ist so abgründig, dass es tiefer nicht mehr geht. Und in uns entsteht ein dunkles Meer von Gefühlen.“ Gleichwohl dürfe man sich die „Entscheidung für die Nächstenliebe“ weder von „einer einzelnen Person, die psychisch krank war“, noch von jenen Kräften, „die diese Tat für das Spalten der Gesellschaft nutzen“ wollten, nehmen lassen: „Unsere Gemeinschaft, unser Wille zum Ausgleich und zum friedlichen Miteinander“ sei „viel stärker als der Hass und die Gewalt Einzelner“, erläuterte der Theologe.

Der katholische Würzburger Bischof Franz Jung dankte am Sonntag all denjenigen, „die in diesen Tagen ein Zeichen des Mitgefühls und der Solidarität gesetzt haben“. Damit hätten sie deutlich gemacht, dass sie sich „nicht vom Hass überwinden lassen und jeder Form von Gewalt absagen“. Der Bischof würdigte auch „das Zusammenstehen der Bevölkerung hier in Aschaffenburg“. Die Stadtgesellschaft zeige damit, dass sie sich „nicht auseinanderdividieren“ lasse. Zugleich dankte Jung auch den Einsatzkräften sowie dem 41-jährigen Todesopfer für seinen „selbstlosen Einsatz“, als er sich schützend vor die Kita-Kinder geworfen hatte.

An der ökumenischen Gedenkfeier nahmen neben Kopp und Jung auch Vertreter der muslimischen Ahmadiyya-Gemeinde teil. Aus der Politik war neben Ministerpräsident Markus Söder (CSU) unter anderen auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) in die Aschaffenburger Stiftskirche St. Peter und Alexander gekommen. Im Verlauf der Gedenkfeier wurde auch noch eine Rede von Ministerpräsident Söder sowie von Aschaffenburgs Oberbürgermeister Jürgen Herzing (SPD) erwartet. Die Feier wird um 11.45 Uhr – der Tatzeit am Mittwoch – für fünf Minuten unterbrochen – dann läuten die Glocken aller Kirchen der Stadt.

Am Mittwoch waren bei einer Messerattacke in Aschaffenburg ein zwei Jahre altes marokkanisches Kita-Kind und ein 41-jähriger deutscher Mann mit einem Küchenmesser getötet worden. Tatverdächtig ist ein offenbar psychisch kranker 28-jähriger Afghane, der ausreisepflichtig war. Er wurde in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht. Drei weitere Menschen wurden teilweise schwer verletzt: ein zweijähriges syrisches Mädchen aus der Kita-Gruppe, eine 59-jährige deutsche Kita-Erzieherin sowie ein 72-jähriger deutscher Passant. Bund und Freistaat werfen sich seither gegenseitig Behördenversagen vor. (00/0288/26.01.2025)