Warum befassen Sie sich mit diesen vermeintlichen Umbrüchen in der christlichen Landschaft?
Mein Fokus gilt den Pfingstlich-charismatischen Bewegungen mit ihrer Herrschaftstheologie, die sie global und zunehmend auch im deutschsprachigen Raum entfalten und damit große Wirkkraft ausüben. Durch transkonfessionelle Netzwerke, die ich in meiner Arbeit „Kingdom-minded Network Christianity“ nenne, geistlichen Kampf und ihre endzeitliche Ausrichtung prägen sie religiöse und politische Diskurse und verändern so gesellschaftliche Realitäten. Ich möchte aufzeigen, wie diese Bewegungen christliche Machtansprüche erstarken lassen und neue politische Allianzen formen.

Wo lassen sich solche Entwicklungen beobachten?
Ein wachsender Einfluss kann in rechtspolitischen Kreisen, aber gerade mit Blick auf den deutschsprachigen Raum auch in den Großkirchen und in der bürgerlichen Mitte beobachtet werden. Ein sehr prominentes Beispiel sind die USA und die massive Bedeutung der christlichen Wählerinnen und Wähler dort, die Donald Trumps Machtansprüche untermauern. Sie wünschen sich eine Spiritualisierung aller Gesellschaftsbereiche, die eine endzeitlichen Gottesherrschaft anstrebt.
Was bedeutet das für die traditionellen Kirchen?
Schon jetzt werden klare Abgrenzungen durch die fließenden Übergänge von Netzwerken immer schwerer. Deshalb gilt es jetzt, diese Entwicklungen in all seinen Facetten zu verstehen, um verantwortungsvoll mit ihren Phänomenen umgehen zu können. Dieser Herausforderung müssen sich die Kirchen stellen. Sicher ist es auch gut darüber nachzudenken, wie hier verantwortungsvolle ökumenischen Begegnungen aussehen könnten.
Maria Hinsenkamp ist Autorin des Buches “Visionen eines neuen Christentums”. Am 30. Januar um 19 Uhr findet eine Online-Veranstaltung zu diesem Thema statt. Weitere Infos und den Zoom-Link finden Sie hier.