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Kölner Domkapitel verteidigt Abkehr von Neubau-Projekt am Dom

Das Kölner Domkapitel hat den Beschluss verteidigt, sich aus dem mit der Stadt Köln betriebenen Neubau-Projekt “Historische Mitte” zurückzuziehen. “Die Kosten sind in den letzten zwei, drei Jahren so angestiegen, dass wir uns dieses wunderbare Projekt in der Form, wie es bisher geplant war und wie wir es gerne gebaut hätten, im Moment nicht mehr leisten können”, sagte Dompropst Guido Assman am Donnerstag dem Kölner Internetportal domradio.de.

Das Domkapitel hatte am Mittwoch den Rückzug aus dem Projekt mitgeteilt. “Wir sind 2018 von Kosten in Höhe von 135 Millionen Euro ausgegangen, 2021 waren wir schon bei 183 Millionen und jetzt in der Planungsphase, wo die Entscheidung zu fällen war, sind wir bei 207 Millionen”, so Assmann. “Es ist wirklich schade, dass die Baupreise in so kurzer Zeit so gestiegen sind.”

2020 hatten Stadt und Domkapitel eine gemeinsame Gesellschaft zum Umbau des Gebiets südlich der Kathedrale gegründet. Die Pläne sehen zwei Neubauten vor, die an der Stelle des sogenannten Erzbischöflichen Kurienhauses sowie des Verwaltungsgebäudes des Römisch-Germanischen Museums Platz finden sollen. In einem quaderförmigen Komplex sollen die Verwaltungen von Dom, Dombauarchiv, Römisch-Germanischem Museum und Kölnischem Stadtmuseum sowie ein Cafe untergebracht werden. Der zweite, etwas größere Neubau soll das Stadtmuseum beherbergen. Nach dem vereinbarten Kostenschlüssel sollte die Kirche 20 und die Stadt 80 Prozent tragen.

Das Domkapitel habe in Gesprächen mit der Stadt auch andere Finanzierungsmöglichkeiten geprüft, sagte Assmann. “Aber auch bei den Kreditmöglichkeiten sind die Preise so angestiegen, dass wir für die eigene Nutzung oder Vermietungen pro Quadratmeter Preise nehmen müssten, die verständlicherweise niemand mehr bezahlt und die wir selber auch nicht aufbringen können.” Wenn über Jahrzehnte zu viel Geld in ein Verwaltungs- und Archivgebäude fließe, könne dieses Geld an anderer Stelle nicht ausgegeben werden, etwa für den Erhalt des Doms oder die Arbeitsplätze dort.

Assmann wies darauf hin, dass der Dom von Zuschüssen lebe. In der Corona-Zeit, als keine Touristen kommen durften, seien keine Spenden am Dom eingegangen. “Die Rücklagen, die wir auch für dieses Gebäude hatten, sind durch Gehälter sowie durch Bauverpflichtungen, die wir zahlen mussten, weggeschmolzen”, führte der Dompropst aus. “Hätten wir vor drei, vier Jahren bauen können, wären die Planungen entsprechend weit gewesen, dann hätten wir sicherlich auch gebaut.”

Die gemeinsame Gesellschaft soll laut Assmann nun noch etwas länger bestehen bleiben, um nach Alternativen zu suchen. Es gebe Handlungsbedarf, da das Kuriengebäude marode sei. Dort lagerten aber kostbare Dinge, die zum Dom gehörten und vernünftig aufbewahrt werden müssten.