Das Organspenderegister soll die Zahl der Spenden erhöhen – nach einem knappen halben Jahr hat sich aber erst ein Bruchteil der Bürgerinnen und Bürger eingetragen. Technische Hemmnisse könnten ein Grund sein.
Das Bundesgesundheitsministerium hat rund fünf Monate nach dem Start eine erste Bilanz zum Organspenderegister gezogen. 147.822 Menschen haben dort seit dem 18. März ihre Entscheidung für oder gegen eine Organspende eingetragen, wie die “Rheinische Post” (Freitag) unter Berufung auf Zahlen aus dem Ministerium berichtete. Die weit überwiegende Anzahl der Registrierungen habe sich offen für eine Organspende gezeigt, nur 5,6 Prozent der Registrierungen hätten einen Widerspruch erklärt, so eine Ministeriumssprecherin. Berechtigt zum Eintrag sind alle Bürger ab 16 Jahren, also mehr als 71 Millionen Menschen.
Ziel des Registers war es unter anderem, die Zahl der Organspender zu erhöhen. Die Plattform sei noch in der ersten Phase des Betriebs, so die Ministeriumssprecherin. Derzeit könne man seine Erklärung mit der Online-Ausweisfunktion abgeben. Im nächsten Schritt soll der Zugang über die digitale Identität (GesundheitsID) der Krankenkassen möglich sein. Die Sprecherin des Gesundheitsministerium geht davon aus, dass die Nutzerzahlen künftig weiter wachsen werden. Andere Wege der Willensbekundung, zum Beispiel schriftlich oder mündlich, werden weiterhin möglich sein, betonte sie.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz erklärte dazu, die geringe Zahl der Eintragungen im Organspende-Register sei nicht verwunderlich. Dass gerade einmal 0,2 Prozent der Berechtigten nach fünf Monaten ihre Meinung dokumentiert hätten, liege auch am komplizierten Anmeldeverfahren, sagte Vorstand Eugen Brysch. Eigentlich hätten die Pass- und Ausweisstellen den Weg erleichtern und datenschutzsichere Terminals bereitstellen sollen. “Doch anstatt ans Netz zu gehen, will die Bundesregierung die Pflicht der Länder zur Einrichtung der Terminals vor Ort wieder streichen”, kritisierte Brysch. “Damit besteht die Gefahr, dass eine wichtige gesetzliche Schnittstelle leichtfertig verworfen wird.”
Der Eintrag ist freiwillig, kostenlos und kann laut Gesundheitsministerium jederzeit geändert oder gelöscht werden. Im vergangenen Jahr haben rund 900 Menschen nach ihrem Tod ein oder mehrere Organe gespendet. 8.400 Menschen warten auf ein neues Organ.