Zwei Männer in ganz Ostdeutschland empfangen 2024 Priesterweihe
Berlin (KNA) Der rückläufige Trend setzt sich fort: In diesem Jahr werden in ganz Ostdeutschland zwei Männer zu Priestern geweiht. Das ergab eine Umfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Dienstag unter den fünf ostdeutschen Bistümern. Im vergangenen Jahr waren es drei Priesterweihen, 2020 noch sieben. Bundesweit lassen sich seit Langem immer weniger Männer zu katholischen Priestern weihen. Die jüngste Statistik der Deutschen Bischofskonferenz erfasste für 2022 insgesamt 45 Priesterweihen in den 27 Bistümern.
Am Samstag findet die Priesterweihe von Martin Hohmann (45) im Erfurter Mariendom statt. Er stammt aus Hessen und konvertierte im Alter von 34 Jahren vom evangelischen zum katholischen Glauben. Und am 25. Mai weiht Erzbischof Heiner Koch in Berlin Harald Frank (49) zum Priester. Er stammt aus Württemberg und arbeitete vor seinem Theologie-Studium 15 Jahre im Bereich IT bei einem Finanzunternehmen. In den Bistümern Magdeburg, Dresden-Meißen und Görlitz gibt es in diesem Jahr keine Priesterweihen.
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Erfurt bekommt beim Katholikentag ersten Stolperstein
Erfurt (KNA) Die Stadt Erfurt bekommt ihren ersten Stolperstein zur Erinnerung an einen von den Nationalsozialisten ermordeten jüdischen Bürger. Das Kopfstein-Pflaster große Mahnmal soll während des Katholikentags am 31. Mai in der Trommsdorffstraße 5 verlegt werden, zum Gedenken an den Kaufmann Karl Klaar, der dort wohnte und eine Tapisserie-Manufaktur betrieb, wie die Stadt am Dienstag mitteilte. Klaar wurde 1940 in einer Anstalt in Bernburg Opfer der nationalsozialistischen Euthanasie-Morde.
Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) erklärte: “Das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus ist eine, wenn nicht die wichtigste Generationenaufgabe. Die Stolpersteine haben sich bundesweit als sichtbare Form des Gedenkens etabliert. Ich freue mich, dass wir nun so in Erfurt an das Gedenken durch unsere Denknadeln anknüpfen.” Der Katholikentag, der vom 29. Mai bis 2. Juni 2024 in Erfurt stattfindet, hatte sich als erster Antragsteller um die Verlegung des Stolpersteins bemüht.
Das Konzept der Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig, der in Erfurt den Stein persönlich verlegt, gilt als größtes dezentrales Mahnmal der Welt. Es soll die Spuren des nationalsozialistischen Terrors an den Wohnorten der Opfer sichtbar machen. Inzwischen wurden über 100.000 solcher Stolpersteine verlegt.
Aus vielen Städten sind die glänzenden, ins Pflaster eingelassenen Steine bereits bekannt. Sie liegen vor Häusern, in denen Menschen wohnten, die erst ihr Zuhause unter unwürdigen Bedingungen verlassen mussten, dann ihr Eigentum und schließlich auch ihr Leben verloren
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Friedrich Schorlemmer wird 80 Jahre alt
Wittenberg (KNA) Der Theologe und Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer wird an diesem Donnerstag 80 Jahre alt. Seine spektakuläre Aktion “Schwerter zu Pflugscharen” beim Kirchentag 1983 in Wittenberg war ein Meilenstein der DDR-Friedensbewegung und machte den evangelischen Oppositionellen international bekannt. 1989 gehörte er zu den Mitbegründern der Partei “Demokratischer Aufbruch”.
1993 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Als kritische Stimme meldete sich Schorlemmer immer wieder in gesellschaftspolitischen und kirchlichen Debatten zu Wort. Vor zwei Jahren gab er seine Demenz-Erkrankung bekannt und zog sich völlig aus der Öffentlichkeit zurück.
Schorlemmer kam 1944 als Sohn eines Pfarrers im brandenburgischen Wittenberge zur Welt. Nach dem Theologie Studium folgten erste Stationen als Jugend- und Studentenpfarrer in Merseburg. 1978 wechselte er nach Lutherstadt Wittenberg, zunächst als Dozent am dortigen Predigerseminar, ab 1992 als Studienleiter der Evangelischen Akademie.
Schorlemmer gehörte zu den Gegnern des Militäreinsatzes im Afghanistankrieg ab 2001 und des Irakkriegs ab 2003. Seit 2009 ist er Mitglied im globalisierungs-kritischen Netzwerk Attac. Kirchliche Aufmerksamkeit erregte 2017 seine Streitschrift “Reformation in der Krise”, in der er eine ernüchternde Bilanz des evangelischen Reformationsjubiläums zog.
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Betroffenenbeirat drängt auf Studie zu Missbrauchsaufarbeitung
Berlin (KNA) Der Betroffenenbeirat im Erzbistum Berlin sowie in den Bistümern Dresden-Meißen und Görlitz drängt auf eine Studie, die zu einem gelingenden Umgang mit den Folgen von Missbrauch forscht. “Die Zeit drängt. Amtszeiten nähern sich ihrem Ende. Zeitzeugen versterben. Betroffene resignieren”, hieß es in einer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme des sogenannten Betroffenenbeirats Ost. “Machen wir uns endlich auf den Weg!” Der Betroffenenrat richtet seinen Appell an die Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs und an die Bischöfe. Es müssten nun die Weichen gestellt und eine entsprechende Studie ausgeschrieben und vergeben werden.
Man habe selbst das Konzept für eine Studie erarbeitet und in die Aufarbeitungskommission eingebracht. “Die Kommission hat im Januar 2024 über dieses Konzept beraten und beschlossen, eine entsprechende sozialwissenschaftliche Studie zu vergeben, die auf der Erfassung von Taten und Verantwortlichkeiten basiert und zur Frage nach einem gelingenden Umgang mit den Folgen des Missbrauchs forscht.”
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Schriftsteller Jamal: Brauche keinen Sonderstatus als Opfer
Berlin (KNA) Der deutsch-palästinensische Schriftsteller Salih Jamal möchte in Deutschland nicht als Opfer wahrgenommen werden. “In ganz vielen Branchen in Deutschland hat man heute Erfolg, wenn man von seinen Verletzungen berichtet. Ein solcher Sonderstatus ist mir zu billig. Ich möchte aufgrund meiner Leistung respektiert werden”, sagte der 57-Jährige am Dienstag gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Er selbst habe auch Ausgrenzungen erlebt, doch dies gehöre zum Leben. Genauso wie Streit und Versöhnung.
“Während der Ehe mit meiner jüdischen Frau haben wir uns oft über den Nahost-Konflikt gestritten”, so Jamal. Beide hätten sie völlig unterschiedliche Auffassungen gehabt. “Doch dies hat uns nicht auf der menschlichen Ebene belastet, welche die wichtigste ist – und diese Ebene wird bei politischen und religiösen Konflikten leider oft übersehen.”