Finsterwalde. Mild strahlt die Abendsonne an einem warmen Tag Mitte Juni im Garten von Christel und Wolfgang Modlich in Gröbitz bei Finsterwalde. Rund zwei Dutzend sangesfreudige Frauen und Männer haben sich eingefunden. Der Niederlausitzer Kreiskantor Andreas Jaeger hat sein elektronisches Klavier aufgestellt. Mit dem geruhsam intonierten „Bim, Bam, Bim, Bam“ aus dem Kanon „O wie wohl ist mir am Abend“ stimmt er die Gemeinschaft auf das Singen ein.
Knapp zwei Stunden lang mit einer kleinen Pause bringen die Frauen und Männer die grüne Oase von Familie Modlich zum Klingen. Die besondere Atmosphäre lässt zur Ruhe kommen, auch wenn die Sängerinnen und Sänger gelegentlich vom kräftigen Gezwitscher der Vögel ordentlich Konkurrenz bekommen. Das Spektrum der Lieder reicht vom klassischen Kanon über geistliche Lieder wie Paul Gerhardts „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“, beliebte Heimat-, Kinder- und Wanderlieder bis zu populären Stücken, darunter Reinhard Meys Song über die grenzenlose Freiheit, die über den Wolken zu finden sei.
Offenes Singen
„Klingende Gärten“ heißt die Veranstaltungsreihe, die Kreiskantor Andreas Jaeger in diesem Sommer in der Region Finsterwalde wieder aufleben ließ. „Die Idee dahinter ist, Menschen für das Singen zu begeistern, die sich dafür in einem privaten Garten mit Freunden und Bekannten zusammenfinden, auch über Mitglieder der Kirchengemeinde hinaus“, sagt Kreiskantor Andreas Jaeger.
Vor zehn Jahren hatte der damalige Kreiskantor des Kirchenkreises Zossen-Fläming, Peter-Michael Seifried, diese Idee für das offene Singen. Drei Jahre später übernahmen sie die Kantoren des Kirchenkreises Niederlausitz. „Es war ein guter Anfang, der 2020 eine Neuauflage erhalten sollte. Doch durch Corona kam es nicht dazu“, sagt der Kreiskantor. Die Neuauflage in diesem Jahr gelang. Am dritten Juni-Samstag fand das erste gemeinsame Singen nachmittags im Garten der Familie Sommer in Lindthal, nahe Finsterwalde statt und am Abend in Gröbitz.
Familie und Nachbarn brachten Stühle und Bänke
„Während der Corona-Pandemie hat bei einer Nachbarin immer der Posaunenchor geübt. Das klang so schön und gefiel mir gut“ – so begründet Christel Modlich, warum sie und ihr Mann Wolfgang ihren Garten für das gemeinsame Singen öffneten. Die Familie und Nachbarn halfen bei den Vorbereitungen, brachten Stühle und Bänke, damit ausreichend Sitzgelegenheiten vorhanden sind. Alle Besucher fanden einen Platz auf der Wiese zwischen Obstbäumen und Gemüsebeeten.
„Die Idee ist wunderschön, ich war schon am Nachmittag in Lindthal dabei, wo wir mit rund 50 Leuten gemeinsam gesungen haben. Singen macht mir viel Freude und ich bin auch im Chor unseres kleinen Dorfes“, erzählt die Gröbitzerin Hildegard Große. Auch Angelika Dietrich ist hier zu Hause und singt gern. „Ich finde es schön, mit so vielen Gleichgesinnten gemeinsam zu singen. Dazu ist die Atmosphäre einfach wunderbar, die Farben, die Vögel im Garten“, schwärmt sie.
Mal woanders sein
Zudem könne sie auch ein paar Garten-Ideen mitnehmen. „Wir hatten unseren Hofgarten zum Tag des offenen Gartens geöffnet. Und es ist sehr schön, auch einmal woanders Gast zu sein“, ergänzt Angelika Dietrich. Gabriele Stoy folgte mit ihrem Mann der Einladung der Modlichs. „Es hat mir sehr gut gefallen, ganz entspannt zu singen, umgeben vom Grün und mit der Abendsonne im Gesicht. Es war eine gute Einstimmung auf den Sonntag“, resümiert die Finsterwalderin.