Vor dem Verleumdungsprozess gegen den Musiker Gil Ofarim hat der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, dafür plädiert, auf Meldungen in sozialen Netzwerken künftig zurückhaltender zu reagieren. Aus dem Prozess werde aus seiner Sicht niemand als Gewinner hervorgehen, zu viele Menschen hätten Schaden genommen, sagte Klein dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Dienstag).
Wenn sich aus dem Vorfall aber etwas lernen lasse, „dann dass wir auf Meldungen aus sozialen Netzwerken mit etwas mehr Vorsicht reagieren und uns zurückhalten, bis gesicherte Erkenntnisse vorliegen“, erklärte Klein. Das helfe dabei, Beteiligte wie Unbeteiligte vor Hass und Hetze zu bewahren.
Der Prozess gegen Ofarim beginnt am Dienstag vor dem Landgericht Leipzig. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 41-Jährigen falsche Verdächtigung, Verleumdung sowie Betrug vor. Der jüdische Musiker hatte im Oktober 2021 einem Leipziger Hotelmitarbeiter in einem Instagram-Post antisemitische Äußerungen vorgeworfen. Nachdem Zweifel an den Schilderungen Ofarims aufkamen, richteten sich die staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen den Musiker.
Unerträglich sei, dass die zunehmenden Zweifel an der Darstellung Ofarims zu einer Welle von antisemitischen Hassbotschaften geführt hätten, die unter anderem den Zentralrat der Juden in Deutschland getroffen hätten, beklagte Klein: „Denn es gibt nichts, was Antisemitismus rechtfertigt.“