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Kirchliche Hochschule Wuppertal: Rheinische Kirche berät über Zukunft

Die Evangelische Kirche im Rheinland berät ab Donnerstagabend auf einer Sondersynode über die Zukunft der Kirchlichen Hochschule Wuppertal (KiHo). Bei einer digitalen Tagung bis 11. Juni soll das Kirchenparlament vor dem Hintergrund sinkender Kirchensteuereinnahmen über vier verschiedene Szenarien entscheiden, wie die rheinische Kirche in Düsseldorf erklärte.

Zur Diskussion stehen vier Optionen: Die KiHo könnte fortgeführt und weiter entwickelt werden. Auch eine Schließung zum nächstmöglichen Termin oder eine Schließung in Verbindung mit einer neuen Kooperation mit der Bergischen Universität Wuppertal wären möglich. Der Erhalt der KiHo bei Transformation in ein Basismodell „Theologischer Bildungscampus“ steht ebenfalls zur Debatte. Dabei würde angestrebt, den Zuschussbedarf schrittweise zu reduzieren. Bei Mehrheiten für Option eins oder zwei könnte eine Entscheidung schon im Juni fallen. Bei Zustimmung für Option drei oder vier würde eine Steuerungsgruppe den gewählten Vorschlag bis zur Landessynode Anfang 2025 präzisieren.

Der Prorektor der Hochschule, Alexander B. Ernst, sprach sich vergangene Woche für eine Weiterentwicklung zum Bildungscampus aus. So könnte die Hochschule als eigenständige Einrichtung weiter bestehen. Dort könnten im Rahmen eines Master-Studiengangs haupt- und ehrenamtliche Beschäftigte der Kirche vor allem berufsbegleitend ihren Abschluss machen. Auch Promotionen und Habilitationen blieben möglich.

Auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Helge Lindh aus Wuppertal forderte den Erhalt der Hochschule. „Gerade angesichts der polarisierten Debatten, kulturellen Konflikte und gesellschaftlichen Spaltungen brauchen wir fundierte religiöse Bildung auf der Höhe der Zeit“, betonte er. Der Politiker appellierte an die Synodalen und Präses Latzel, der KiHo „eine echte Chance zu geben“ und Zeit für die Ausarbeitung eines Konzepts zur Weiterentwicklung einzuräumen.

Auch der Bonner Theologieprofessor Andreas Obermann warnte vor einer Schließung. Sollte es zu diesem Schritt kommen, wäre das ein „fatales Signal in einer Zeit, in der theologische Fakultäten finanziell wie auch inhaltlich alles andere als gesichert sind“, erklärte der Direktor des Bonner evangelischen Instituts für berufsorientierte Religionspädagogik. Obermann und Lindh verwiesen zudem darauf, dass die Gründung der KiHo aus dem Geiste der 1934 beschlossenen Barmer Theologischen Erklärung erfolgt sei, die in diesem Jahr 90 Jahre alt wird. Mit der Erklärung hatte sich eine Gruppe evangelischer Christen sich gegen die „Deutschen Christen“ gestellt, die NS-Weltanschauung auch in der Kirche durchsetzen wollten.

Die Sondersynode wird den Planungen zufolge am Abend des 6. Juni beginnen. Am 9. und 10. Juni sind nicht öffentliche Ausschusssitzungen und am Abend des 11. Juni eine weitere Plenarsitzung angesetzt.

Die KiHo und die Augustana Hochschule im bayerischen Neuendettelsau sind die einzigen Evangelisch-Theologischen Hochschulen mit Fakultätsstatus in kirchlicher Trägerschaft im Bereich der EKD. Die KiHo Wuppertal ist eine staatlich anerkannte Universität in Trägerschaft der rheinischen Kirche, die dafür jährlich knapp 2,8 Millionen Euro aufwendet, und der Evangelischen Kirche von Westfalen, die jährlich 750.000 Euro beisteuert. Außerdem zahlt die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) einen Zuschuss von 720.000 Euro, der bis 2030 gesenkt werden soll. Auch die westfälische Kirche will im Zuge ihrer Haushaltskonsolidierung ihren Beitrag an die KiHo „deutlich“ verringern.