Christine Keim, Kirchenrätin für Mission, Ökumene und Entwicklung in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, hat auf die dramatische Situation von Frauen im Ostkongo hingewiesen. In diesem Jahr hätten die Übergriffe auf Frauen wieder massiv zugenommen, sagte sie am Freitag in ihrem Bericht zur Situation von verfolgten Christen und anderen verfolgten Menschen vor der in Stuttgart tagenden württembergischen Landessynode. Auch die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ und das Gesundheitsministerium der Demokratischen Republik Kongo hätten Alarm geschlagen: Allein in der Provinz Nord-Kivu mussten zwischen Januar und Mai 2024 mehr als 17.000 Frauen und Mädchen behandelt werden.
In dem seit drei Jahrzehnten währenden Krieg seien bisher sechs Millionen Menschen umgekommen, sagte Keim. Mittlerweile kämpften mehr als 250 bewaffnete Gruppen um die an Bodenschätzen reichen Gebiete im Osten des Landes. „Sexuelle Gewalt an zehntausenden Frauen und Mädchen wird bewusst als Kriegswaffe gegen ganze Gemeinschaften eingesetzt“, sagte die Kirchenrätin.
Im Sudan herrsche die derzeit größte Flüchtlingskrise der Gegenwart. Seit April 2023 lieferten sich im Sudan die sudanesischen Streitkräfte einen Machtkampf mit den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF). „Mehr als 10 Millionen Sudanesen, das ist jeder fünfte Einwohner, ist auf der Flucht vor den Kämpfen.“ Außerdem herrsche im Sudan nach Aussage der Welthungerhilfe „die größte humanitäre Krise der Welt“. Die Ernährungssicherheit der Hälfte der Gesamtbevölkerung sei bedroht.
Dieser Krieg sei kein Religionskrieg, da auf beiden Seiten Muslime stünden, die um die Macht im Staat kämpfen. „Allerdings kommt es immer wieder zu Übergriffen auf Angehörige der kleinen christlichen Minderheit im Sudan.“ So sei auffällig, dass gleich in den ersten Tagen nach Ausbruch des Krieges kirchliche Gebäude bombardiert wurden, obwohl sie strategisch und militärisch keine große Bedeutung hatten. Die Zerstörung von anderen kirchlichen Gebäuden folgte.
Diese aktuellen Verstöße gegen die christliche Gemeinschaft müssten auf dem Hintergrund einer jahrzehntelangen Diskriminierung gesehen werden. Auch wenn die Sudanesische Revolution Omar al Baschir 2019 gestürzt habe, halle sein geistiges Erbe der Einschüchterung und Schikanierung insbesondere gegen Christen in der Bevölkerung noch stark nach. Der Sudan sei ein trauriges Beispiel dafür, dass Gesetze zum Schutz von Religionsfreiheit allein nicht reichten, um dieses universelle Menschenrecht tatsächlich zu schützen, sondern es dafür auch einen gesellschaftlichen Grundkonsens brauche, damit sie angewendet und Verletzungen der Menschenrechte verfolgt werden.
Keim ging auch auf die Situation der Menschen in Myanmar, dem Südsudan und dem Libanon ein. Trotz aller belastenden Situationen weltweit rief die Theologin dazu auf, dass Christen an der Hoffnung festhalten und sich weiter für Demokratie und Religionsfreiheit einsetzen. (2711/29.11.2024)