Die designierte Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Christiane Tietz, sieht in der Demokratie die beste Möglichkeit für eine gerechte Gesellschaft. Demokratie habe nicht nur etwas mit Mehrheiten zu tun, sondern auch mit Menschenwürde und Menschenrechten, sagte sie im Interview mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Tietz wird als Nachfolgerin von Volker Jung am Sonntag in der Lutherkirche in Wiesbaden offiziell in ihr Amt eingeführt.
Eine Gefahr für die Demokratie sieht die ehemalige Theologieprofessorin, wenn etwa die Rechte von Geflüchteten infrage gestellt werden: „Da wollen wir deutlich machen, dass ein menschenwürdiges Leben für alle Menschen ein Recht ist, nicht nur für die, die hier geboren sind.“
Die Menschen in Deutschland müssten im Gespräch miteinander bleiben, und zwar auch dann, wenn sie unterschiedliche Ansichten haben, betonte die künftige Kirchenpräsidentin. Die Kirche wolle ein Ort für die Gesellschaft insgesamt sein, „um sich zuzuhören, um über Ängste und Sorgen zu sprechen, um Argumente auszutauschen“. Eine Schwierigkeit dabei allerdings sei, auf der einen Seite freundlich zugewandt zu bleiben und auf der anderen Seite klarzumachen, „dass bestimmte Positionen wie Rassismus, Antisemitismus, Muslimfeindlichkeit für uns nicht akzeptabel sind“.
Mit Blick auf die Diskussion um haupt- oder ehrenamtliche Mitarbeiter in der EKHN, die der AfD angehören, lehnt Tietz eine „anlasslose Gesinnungsprüfung“ ab. Die Kirche dürfe erwarten, dass Mitarbeitende den Idealen und Werten der Kirche entsprechen. Sollten sie sich jedoch rassistisch, juden- oder muslimfeindlich äußern, werde die Kirche dagegen arbeitsrechtlich vorgehen, kündigte sie an.
Einen Schwerpunkt ihrer Arbeit will Christiane Tietz auf den Umgang mit sexualisierter Gewalt in der Kirche legen. Das Thema müsse auf allen Ebenen ankommen, damit alle in der Kirche haupt- oder ehrenamtlich Engagierten sensibilisiert sind.