Am Wochenende geht es in vielen Städten weiter mit Demos gegen Rechtsextremismus. Eine offene und tolerante Gesellschaft fordern auch die Kirchen.
Vertreter beider großer Kirchen in Deutschland unterstützen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus, die in diesen Tagen stattfinden. Die evangelische Synodenpräses Anna-Nicole Heinrich rief auf ihrem Instagram-Kanal dazu auf, sich an Aktionen für eine offene, tolerante Gesellschaft zu beteiligen. “Extremistische, rassistische, und völkisch-nationalistische Einstellungen schlagen Gott ins Gesicht”, so Heinrich. “Wenn Extremisten unverhohlen Pläne zur Vertreibung von Millionen Menschen schmieden, wird deutlich, dass unsere Demokratie skrupellose Feinde hat.”
Die Demonstrationen in zahlreichen Städten sind Reaktionen auf die in der vergangenen Woche bekannt gewordenen Massenvertreibungsüberlegungen rechter Kreise. Laut Recherchen des Netzwerks Correctiv fand im November in Potsdam ein Treffen von Rechtsextremen statt, an dem auch hochrangige AfD-Mitglieder teilnahmen. Dabei sei es unter dem Schlagwort “Remigration” (lateinisch für Rückwanderung) um eine Strategie für eine massenhafte Umsiedlung von Migrantinnen und Migranten gegangen, sobald die AfD in Regierungsverantwortung komme.
Die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs will nach Angaben der Nordkirche und des Erzbistums Hamburg gemeinsam mit ihrem katholischen Amtskollegen, Erzbischof Stefan Heße, am Freitag bei einer Kundgebung in Hamburg demonstrieren. “Spätestens jetzt müssen wir ein starkes Signal aus der Mitte der Gesellschaft gegen Rassismus und Antisemitismus setzen”, sagte Bischöfin Fehrs, die zur Zeit Vorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland ist. “Als Kirchen dürfen wir hier nicht schweigen, denn christlicher Glaube und völkisches Denken passen nicht zusammen”. Die Bischöfin rief dazu auf, überall in Deutschland Zeichen der Vielfalt und Freiheit zu setzen.
Auch andernorts wollen Bischöfe an Demonstrationen teilnehmen. Der katholische Münsteraner Weihbischof Rolf Lohmann wird am Samstag in Kevelar gegen Rechtsextremismus auf die Straße gehen. In Hannover wird unter anderen der evangelische Landesbischof Ralf Meister erwartet.
Die Diakonie rief ebenfalls zur Beteiligung an Demonstrationen auf. Der menschenverachtende Hass bedrohe den Kern der Demokratie – die faire Teilhabe aller Menschen, unabhängig von Herkunft, Einkommens, Weltanschauung, Geschlecht oder Alter, so Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch. Die Bischöfe aller evangelischen Landeskirchen in Ostdeutschland begrüßten ebenfalls die wachsende Zahl an Demonstrationen.
In vielen Städten planen Gemeinden und Verbände, an Demonstrationen teilzunehmen. In München rufen zum Beispiel die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung und der Jugendverband BDKJ dazu auf, an der Demonstration “Gemeinsam gegen Rechts” am Wochenende teilzunehmen. In Köln ermutigte der katholische Stadtdechant Robert Kleine zur Teilnahme an der “Köln stellt sich quer”-Kundgebung. Kleine warnte vor der AfD. Sie sei in ihrem Kern fremdenfeindlich, antidemokratisch, antieuropäisch und verfassungsfeindlich.
Der Essener katholische Bischof Franz-Josef Overbeck übte bei einer Veranstaltung in Münster scharfe Kritik an der Partei. “Die AfD hat sich von den demokratischen Grundsätzen entfernt. Die Partei ist für Katholiken nicht wählbar”, sagte er laut dem Internetportal kirche-und-leben.de.
Auch mit digitalen Aktionen protestieren Kirchenvertreter in diesen Tagen gegen Rechtspopulismus und Fundamentalismus. Unter dem Hashtag “#pfarrpersonengegenrechts” teilen Pfarrerinnen und Pfarrer ein Bild und den Aufruf, klar Stellung gegen Rechts zu beziehen. Im Netz folgte darauf nun “#christinnengegenrechts”.