Die in dieser Woche verkündete finanzielle Unterstützung des Landes für die Kindertageseinrichtungen greift nach Angaben des Diakonischen Werkes Rheinland-Westfalen-Lippe (Diakonie RWL) und der evangelischen Kirchen in NRW „zu kurz“. Zwar seien die Pläne des Landes grundsätzlich zu begrüßen, teilten rheinische, westfälische und lippische Kirche sowie die Diakonie RWL am Donnerstag mit. Allerdings folge die Landesregierung mit der geplanten Steigerung der Kindpauschalen im Kinderbildungsgesetz (Kibiz) um zehn Prozent lediglich den ohnehin geltenden gesetzlichen Regelungen.
Auch die Einmalhilfe in Höhe von 100 Millionen Euro für Kitas in freier Trägerschaft reiche nicht aus, um die Finanzierungslücke bis zur regulären Anpassung der Finanzmittel zum 1. August 2024 flächendeckend zu gewährleisten. „Das ist zu gering und muss dringend nach oben angepasst werden“, sagte der Vorstand der Diakonie RWL, Christian Heine-Göttelmann.
Nur durchschnittlich gut 12.000 Euro kämen damit pro berechtigter Kita vor Ort an, hieß es. „Das wird den Kitas in ihrer aktuell prekären Situation nicht weiterhelfen“, erklärte Oberkirchenrätin Henrike Tetz, Leiterin der Abteilung für Erziehung und Bildung im Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche im Rheinland. Der Theologische Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen, Ulf Schlüter, ergänzte: „Allein für die evangelischen Kitas wären rund 125 Millionen Euro nötig, um das Finanzierungsdelta durch die Tarifsteigerung zu überbrücken.“
Zur Unterstützung der Überbrückungsfinanzierung hoffen Kirchen und die Diakonie jetzt auf die Kommunen. Die Städte und Gemeinden „müssten – orientiert an der gesetzlich geregelten Finanzierungssystematik – mindestens den gleichen Betrag wie das Land beibringen“, betonte der Diakonie-RWL-Vorstand.
NRW-Familienministerin Josefine Paul (Grüne) hatte am Dienstag zusätzliches Geld für Kindertageseinrichtungen angekündigt. Begründet hatte sie dies unter anderem mit den finanziellen Schwierigkeiten, die auf die Einrichtungen mit der Umsetzung des neuen Tarifabschlusses zukämen. Laut Ministerin gibt das Land mit dem geplanten Aufwuchs im Kibiz und der Überbrückungshilfe im kommenden Jahr insgesamt mehr als 550 Millionen Euro zusätzlich ins System.