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Kirche will Disziplinarverfahren gegen umstrittenen Pastor einleiten

Bremische Evangelische Kirche stellt sich gegen diffamierende Äußerungen

Bremen/epd Die Bremische Evangelische Kirche will ein Disziplinarverfahren gegen ihren umstrittenen Pastor Olaf Latzel einleiten. Die Kirchenleitung habe nach einem Dienstgespräch mit dem Prediger der evangelikalen Innenstadt-Kirchengemeinde St. Martini eine entsprechende Empfehlung ausgesprochen, teilte Kirchensprecherin Sabine Hatscher am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit. Darüber werde das kirchleitende Gremium Kirchenausschuss am 14. Mai entscheiden. Da Personalangelegenheiten vertraulich sind, hätten beide Seiten Stillschweigen über die Details des Gesprächs vereinbart.

Anlass seien Latzels diffamierende Äußerungen über Homosexuelle in einem Eheseminar im vergangenen Jahr, hieß es. Sie hatten in der Kirche und der Stadt Empörung hervorgerufen. Der Theologe bezeichnete damals Homosexuelle unter anderem als Verbrecher, deren Lebensweise sich gegen die biblisch begründete Schöpfungsordnung richte.

Sollte der Kirchenausschuss ein Disziplinarverfahren eröffnen, werde es jedoch – wie auch im öffentlichen Dienst üblich – zunächst ausgesetzt, sagte Hatscher. Es werde aber nach Abschluss der laufenden strafrechtlichen Ermittlungen und des möglichen Strafverfahrens fortgesetzt. Die Bremer Staatsanwaltschaft und der Staatsschutz ermitteln gegen Latzel wegen des Vorwurfs der Volksverhetzung.

Trotz der Vorwürfe sei Latzel nicht suspendiert worden, erläuterte der Chefjurist der bremischen Kirche, Johann Daniel Noltenius. Eine Suspendierung komme nur in solchen Fällen infrage, in denen eine schwere Straftat im Raum stehe oder Dritte geschützt werden müssten, zum Beispiel beim Verdacht sexueller Gewalt oder drohender Vernichtung von Beweismitteln. Beleidigungen und Diffamierungen reichten hierzu nicht aus. Gegen eine Suspendierung könnten sofort erfolgreich Rechtsmittel eingelegt werden. Es gelte also zunächst das Ergebnis der Ermittlungen durch die Behörden abzuwarten.

Auch wenn die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft keine Strafbarkeit ergeben sollten, könne die Kirche einen Verweis erteilen, hieß es. Der leitende Theologe der bremischen Kirche, Schriftführer Bernd Kuschnerus, betonte, dass es bei Latzels Äußerungen nicht um Fragen der Glaubens-, Gewissens- und Lehrfreiheit gehe, die in der Kirchenverfassung verankert sei: "Wir haben die Freiheit der Rede in der Kirche hart erkämpft. Deshalb werden wir uns auch in diesem Fall an Recht und Gesetz halten. Ungeachtet der theologischen Ausrichtung sind derartige Diffamierungen allerdings nicht hinnehmbar und schaden dem Ansehen der ganzen Kirche. Das müssen wir ganz klar deutlich machen."

Online-Petition soll umstrittenen Pastor Latzel unterstützen

Bremen/Köln/epd Der wegen seiner diffamierenden Äußerungen gegenüber homosexuellen Menschen umstrittene Bremer Pastor Olaf Latzel erhält Unterstützung über eine Online-Petition. Die Petition des 24-jährigen Jonas Eberhard aus Bergneustadt bei Köln wurde bis zum Dienstagmittag von mehr als 6.000 Menschen unterzeichnet.

Latzel (52) hatte im Oktober vergangenen Jahres in einem "Eheseminar" homosexuell lebende Menschen als Verbrecher bezeichnet. Die Staatsanwaltschaft und der Staatsschutz ermitteln wegen des Vorwurfs der Volksverhetzung. Die Leitung der Bremischen Evangelischen Kirche hatte ihn zu einem Dienstgespräch geladen. Ein Tonmitschnitt des Seminars auf YouTube ist seit dem 24. April öffentlich nicht mehr abrufbar.

In der mit "Solidaritätsbekundung" überschriebenen Petition heißt es, Latzel nehme seine biblische Verantwortung gegenüber Gott wahr und dürfe deswegen nicht suspendiert werden. Bereits in der vergangenen Woche hatte sich der Vorstand der St. Martini-Gemeinde hinter den evangelikalen Pastor gestellt. Die bremische Kirchenleitung und deren Gesamt-Mitarbeitendenvertretung hatten Latzel dagegen scharf kritisiert.

Eberhard warf auf epd-Anfrage der Presse, "bestimmten Interessensverbänden" und "radikalen Aktivisten" vor, massiv die Rechte und Würde von Latzel und der Kirchengemeinde St. Martini zu beugen. Der Pastor werde als "Hass-Pastor" und "Hetzprediger von der Weser" diffamiert. Der Kirchenvorstand verteidigte seinen Pastor. In einer auf den 29. April datierten Stellungnahme heißt es: "Der Vorstand der St. Martini Gemeinde ist Pastor Latzel dankbar für seine klaren und bibelzentrierten Predigten, für sein Festhalten an den unverrückbaren Wahrheiten der Heiligen Schrift, trotz der vielen nun schon über Jahre anhaltenden Angriffe gegen seine Person."