Kiel. Um den Betreibern und Mitarbeitern von Landgasthöfen in Schleswig-Holstein zu helfen, hat der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt der Nordkirche (KDA) eine Hotline gestartet. Denn den vielen gastronomischen Betrieben auf dem Land ging es schon vor Corona schlecht, sagte Maike Hagemann-Schilling vom KDA. „In den vergangenen zehn Jahren haben nach Zahlen des Hotel- und Gaststättenverbands 40 Prozent aller Landgasthöfe in Schleswig-Holstein keinen Nachfolger gefunden und dichtgemacht.“ Inhaber und Mitarbeiter sollen bei der Hotline vor allem Beratung erhalten und seelsorgerlich aufgefangen werden.
„Häufig sind Restaurants auf dem Land in Familienhand. Da ist es manchmal schwierig, über Probleme zu sprechen“, so Hagemann-Schillling, die selbst auf einem Landgasthof groß wurde. Einer neutralen Person von außen könnten sich viele eher öffnen. Oft ginge es um die wirtschaftliche Existenz, vielfach aber auch um familiäre und persönliche Schwierigkeiten. Das Thema Nachfolge beschäftigt viele Gastronomen, es fehlt aber auf dem Land auch generell an Personal.
Unter Schweigepflicht
Die Beraterinnen der Hotline sind entsprechend geschult und haben alle einen thematischen Hintergrund. Sie können aber auch an andere Beratungsstellen vermitteln. Wer anruft, muss seinen Namen nicht nennen, alles Gesagte unterliegt der Schweigepflicht.
Mögliche Fragen könnten in einem Beratungsgespräch sein: „Wie soll es mit uns und in unserem Betrieb weitergehen? Wie kann ein Generationenwechsel gelingen? Wie können wir unsere Schwierigkeiten in der Familie bewältigen? Wie können wir Konflikte im Betrieb lösen?“, so Hagemann-Schilling.
Expertise für Herbst erwartet
Die Hotline wird auf Anfrage von und in Kooperation mit der Akademie für die Ländlichen Räume Schleswig-Holsteins (ALR) gestartet. Diese hat eine Expertise erarbeitet, die den Bedarf nach Hilfe deutlich zeigte. Sie soll im Herbst vorgestellt werden. „Oft fällt es den Betroffenen schwer, sich an Beratungsstellen zu wenden und sie fühlen sich mit ihren Problemen alleine“, sagt Hermann-Josef Thoben, Vorsitzender der ALR, jedoch schon heute. Weiterer Kooperationspartner ist der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA).
Ein Ort der Kommunikation
Der KDA agiert als Vermittler zwischen Kirche und Arbeitswelt. Die Stärkung des ländlichen Raumes sei eines der KDA-Kernthemen, so Hagemann-Schilling. Bereits seit 25 Jahren bietet das Werk, das zum Hauptbereich Seelsorge und gesellschaftlicher Dialog der Nordkirche gehört, ein Sorgentelefon für die Landwirtschaft an.
Landgasthöfe müssen erhalten bleiben, so die Expertin. Sie seien ja nicht nur Restaurant: Landgasthöfe sind häufig auch Treffpunkt und Orte der Kommunikation. „Wenn die wegbrechen, ist das nicht nur ein herber Schlag in Sachen Arbeitsplätze, sondern betrifft viele Menschen in der Region im Alltag.“