Mehr als 30 katholische Reformgruppen haben an den Mut der deutschen Bischöfe appelliert, sich im Oktober in Rom für Kirchenreformen einzusetzen. Die Bischöfe sollten selbstbewusst Verantwortung „in einer Kirche am Scheidepunkt“ übernehmen, sagte Christian Weisner, Sprecher der Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“, wenige Tage vor Beginn der Herbst-Vollversammlung der katholischen Deutschen Bischofskonferenz in Wiesbaden.
Die Bischöfe müssten mutig die Vorschläge des deutschen Reformprozesses Synodaler Weg in Rom vortragen, forderte Weisner. Am 4. Oktober beginnt die Weltsynode unter Leitung von Papst Franziskus, bei der über die Zukunft der katholischen Kirche beraten wird. Aus Deutschland nehmen fünf Bischöfe an der Synode teil, katholische Laien aus Deutschland dürfen als Berater die Synode begleiten.
Keine Zukunft für jetzigen kirchlichen Strukturen
Weisner sagte, die jetzigen kirchlichen Strukturen hätten keine Zukunft. Eigentlich sei seit Jahren alles gesagt und gefordert, sagte Weisner, dennoch brauche es weiterhin „nachhaltigen Druck aus dem Kirchenvolk“. Der Umbau der Kirche zu einer partizipativ-synodalen Organisation sei ein „Generationenprojekt“.
Die Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes, Maria Flachsbarth, sagte, der Frauenbund appelliere an die Bischöfe, sich nicht nur um die vermeintliche Einheit der Kirche und die Autorität des Lehramtes zu sorgen, sondern um die seelische Not von vielen Gläubigen, die an ihrer Kirche verzweifelten und den Zugang zum Glauben verlören.
Die Kirche leide unter einem „massiven Vertrauensverlust“. Noch immer fänden Ahndung und Aufarbeitung der Missbrauchsverbrechen kaum statt. Sie forderte, die katholische Kirche dürfe Frauen nicht weiter aufgrund ihres Geschlechts diskriminieren und von Weiheämtern ausschließen. „Wir werden weiterhin den Finger in die Wunde legen“, sagte Flachsbarth.
Weltsynode in Rom auf der Tagesordnung
Bei der Herbst-Vollversammlung der Bischöfe in Wiesbaden steht die Vorbereitung der Weltsynode in Rom auf der Tagesordnung, außerdem beraten die Bischöfe über den Fortgang des katholischen Reformprozesses in Deutschland. Katholische Bischöfe und Laien waren im März zu der vorerst letzten Versammlung des sogenannten Synodalen Wegs zusammengekommen.
Seit 2019 hatten sie unter anderem über Wege aus der Missbrauchskrise, Geschlechtergerechtigkeit und klerikale Machtverhältnisse diskutiert und rund 15 Beschlüsse gefasst, darunter für mehr Mitbestimmungsrechte von Laien etwa bei der Bischofswahl und ein Auftrag an die Bischöfe, sich in Rom für die Öffnung von Weiheämtern für Frauen einzusetzen, die in der katholischen Kirche bislang nur Männern vorbehalten sind.
Ausschuss hatte auf der Kippe gestanden
Zudem sah ein Beschluss die Einrichtung eines Synodalen Rats vor, in dem Laien und Bischöfe gemeinsam über kirchliche Belange beraten und der ab 2026 das höchste Beratungsgremium der katholischen Kirche in Deutschland werden soll. Das vorbereitende Gremium, der Synodale Ausschuss, soll im November in Essen erstmals zusammenkommen.
Der Ausschuss hatte auf der Kippe gestanden, nachdem einige konservative Bischöfe ihr Veto beim Beschluss der Finanzierung, der Einstimmigkeit verlangt, eingelegt hatten. Flachsbarth betonte, sie gehe trotz des Streits davon aus, dass der Synodale Ausschuss tagen werde.