Die katholische Deutsche Bischofskonferenz spricht sich gegen eine Widerspruchslösung bei der Organspende aus. Der Leiter des Kommissariats der Deutschen Bischöfe und des Katholischen Büros in Berlin, Karl Jüsten, sagte am Freitag, die Entscheidung für oder gegen eine Organspende sei „eine höchstpersönliche Frage“. Das solle sie auch bleiben.
Am Donnerstagabend hatte der Bundestag in erster Lesung über eine Neuregelung beraten. Mitte Juni hatte eine fraktionsübergreifende Gruppe von Abgeordneten einen Antrag zur Einführung einer Widerspruchslösung vorgestellt. Demzufolge soll jeder Volljährige und Einwilligungsfähige zum Organspender werden, der dem zu Lebzeiten nicht widersprochen hat. Aktuell ist jeder potenzieller Organspender, der selbst zu Lebzeiten oder dessen Angehörige nach dem Tod zustimmen.
Jüsten erklärte, es gehöre zum christlich bestimmten Bild vom Menschen, „dass er in selbstbestimmter Freiheit und zugleich in Verantwortung vor Gott und seinen Mitmenschen befähigt ist, Entscheidungen über seine Lebensgestaltung und auch über den Umgang mit seinem Leib zu treffen“. Die aktuell geltende Regelung entspreche diesem Bild.
Das Problem der niedrigen Spenderzahlen kann laut Jüsten auch anders angegangen werden. Dazu gehöre eine ausreichende Zahl von Entnahmekrankenhäusern, auch in der Fläche des Bundesgebiets. Zudem müsse Vertrauen aufgebaut werden durch Transparenz, Aufklärung, einfache Registrierungsverfahren, direkte Hilfe bei der Entscheidungsfindung sowie Begleitung von Angehörigen. Diese Möglichkeiten würden derzeit nicht genug genutzt, sagte Jüsten.