„Helau“ oder „Alaaf“ gibt es nicht in Marne. Stattdessen ruft die Menge: „Marn‘ hol fast“. Das ist Plattdeutsch für: „Marne, halte zusammen.“
Um die 6.000 Menschen wohnen hier, im schleswig-holsteinischen Dithmarschen, nur einige Kilometer von der Nordsee entfernt – in einem Bundesland, in dem Rosenmontag ein Werktag ist wie jeder andere auch. Nicht so in Marne. „Hier machen alle mit“, betont Heiko Claußen, Präsident der „Marner Karnevals Gesellschaft“. Die Schulen schließen um 12 Uhr, ihre Pausenhöfe werden zu Parkplätzen.
Mehr als 20.000 Schaulustige besuchten vergangenes Jahr den Rosenmontagsumzug. „Marne ist dann im Ausnahmezustand“, sagt Claußen stolz. Auch im bundesweiten Vergleich gehöre es zu den wenigen Orten, wo Rosenmontag der Umzug stattfindet. Vorbehalte der Norddeutschen kennt er jedoch auch. „Man muss schon häufig erklären, warum man das macht.“
Marne im Ausnahmezustand
Für 2024 haben sich etwa 50 Wagen für den Umzug durch die Kleinstadt angekündigt. 2023 rollte beispielsweise ein großes Schiff auf Rädern durch die Innenstadt, auch ein pinkfarbenes Barbie-Gefährt im Regen ist auf den Bildern zu sehen. „Alle sollen mitmachen können“, sagt Claußen. Politische Motive sind hier selten, künstlerisch-aufwändige gestaltete Wagen gibt es nicht. Stattdessen herrscht allgemeine Kreativität.
1956 gab es erstmals einen Umzug in Marne. „Damals hatten sich die Gastwirte zusammengesetzt und überlegt, wie sie die Region auch im Winter beleben können“, erzählt Claußen. So entstand die Idee einer fünften Jahreszeit, die am 11.11. standesgemäß mit der Erstürmung des Rathauses beginnt. Seit 1978 regelmäßig – wenn nicht gerade eine Pandemie wütet.
Pastorin mit Narrenkappe im Karnevals-Gottesdienst
Und noch etwas gehört seit einigen Jahren in die Faschingszeit: Am Sonntag vor Rosenmontag wird Karnevals-Gottesdienst in der örtlichen Maria-Magdalenen-Kirche gefeiert. „Es ist eine fröhliche, lustige Veranstaltung“, sagt Pastorin Anna Christ. „Proppevoll“ werde die Kirche sein, ergänzt Claußen. „Es geht darum, noch einmal innezuhalten, sich zu besinnen, dankbar zu sein, dass wir so fröhlich miteinander feiern können und in Frieden leben.“
Um das Miteinander ihres Ortes geht es auch Pastorin Christ. „Es kommen die unterschiedlichsten Leute zusammen. Mir ist es wichtig, die Gemeinschaft zu feiern.“ Auch die Bibel erzähle davon, wenn die unterschiedlichen Menschen mit Jesus an einem Tisch sitzen.
Anna Christ wird im Gottesdienst ihren Talar tragen. „Es kann aber sein, dass mir jemand eine Narrenkappe auf den Kopf setzt.“