In Nemi bei Rom tagen diese Woche Bischöfe aus den Ländern der EU. Kardinalstaatssekretär Parolin forderte sie nun auf, die Politik an Europas christliche Wurzeln zu erinnern – denn die gerieten derzeit in Vergessenheit.
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hat sich kritisch zum inneren Zustand der EU geäußert. Bei der Vollversammlung des Rats der EU-Bischofskonferenzen (Comece) in Nemi bei Rom beklagte er laut einem Bericht von Vatican News (Donnerstag), “dass selbst bei christlich geprägten Politikern das Bewusstsein für die Werte, aus denen die Europäischen Gemeinschaften entstanden sind, abnimmt”.
Angesichts der Vielfalt von Parteien und politischen Strömungen im derzeitigen EU-Parlament nach den Europawahlen vom vergangenen Jahr bemerkte Parolin, die Bischöfe sollten “einen offenen und aufrichtigen Dialog mit allen politischen Kräften führen”. In der Migrationspolitik forderte er die Bischöfe auf, “im Dialog mit den Institutionen der Union dafür zu sorgen, dass wir Migranten nicht nur als Zahlen betrachten, sondern als Menschen mit ihrer eigenen Geschichte, ihren Dramen und Erwartungen”.
Der Chefdiplomat von Papst Franziskus ging auch auf die aktuellen Verwerfungen zwischen den USA und ihren europäischen Verbündeten ein und bemerkte: “Der außenpolitische Ansatz der neuen US-Regierung stellt die atlantischen Beziehungen in Frage, die seit 1945 entwickelt wurden.” Er hoffe in dieser Situation auf “ein größeres kollektives Bewusstsein für die Rolle und die Verantwortung Europas in der Welt, ohne einer defensiven und reinen Aufrüstungslogik nachzugeben”.
Sich um das Wohl des eigenen Landes und Europas zu kümmern, entbinde europäische Politiker nicht davon, “an das Wohl der gesamten Menschheit zu denken”, mahnte Parolin. Die humanitäre Hilfe und die Entwicklung der ärmsten Länder, die Achtung der Menschenrechte und der Schutz der Umwelt dürften nicht vernachlässigt werden.