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Kardinal Nemet: Spannungen zwischen Kirche in West- und Osteuropa

Er spricht Italienisch, Ungarisch, Polnisch, Deutsch, Kroatisch und Englisch. Der neue Kardinal Ladislav Nemet ist viel herumgekommen. Die Kirche kennt der Belgrader Erzbischof gut – aber was heißt eigentlich “die Kirche”?

Der neue Kardinal Ladislav Nemet sieht deutlichen Dialogbedarf innerhalb der katholischen Kirche Europas. “Wir wissen, dass es gewisse Spannungen gibt zwischen verschiedenen Bischofskonferenzen in ehemaligen kommunistischen Ländern und in Westeuropa”, sagte der Belgrader Erzbischof und Vizepräsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). “Ich glaube, dass wir mit Dialog viel mehr tun könnten”, so der 68-Jährige, der am Samstag von Papst Franziskus zusammen mit 20 weiteren Männern ins Kardinalskollegium aufgenommen wurde.

Die größte Herausforderung für Europa und seine Kirche sei “natürlich” der Krieg in der Ukraine sowie eine stärkere Beteiligung von Laien an verschiedenen Strukturen der Kirche, sagte Nemet. “Ich denke aber, dass wir nicht mehr über eine einzige Kirche reden können”, so der Steyler Missionar. “Wir sind zwar die katholische Kirche und versammeln uns um den Papst, aber jeder Kontinent hat seine eigenen Aufgaben und Herausforderungen.” Gemeingültig sei allerdings, was die im Oktober beendete Weltsynode hervorgebracht habe: Teilhabe, Mission und Gemeinschaft seien wichtig für die Kirche auf der ganzen Welt, so der Kardinal, der an beiden Sitzungen der Synode 2023 und 2024 teilnahm.

Weiter berichtete Nemet, der neben seiner Muttersprache Ungarisch auch Italienisch, Polnisch, Kroatisch, Englisch und Deutsch spricht, über seine Zeit in Österreich von 1994 bis 2004. Unter anderem lehrte er an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Steyler Missionare in Mödling bei Wien, was “sehr schön” gewesen sei. “In meiner freien Zeit war ich sieben Jahre lang Aushilfskaplan in Maria Enzersdorf”, so der Geistliche. “Dort war ein alter Pfarrer, der sich selbst als Patriarch bezeichnete. Und er war tatsächlich der letzte Patriarch dort!”, sagte er lachend. “Ich habe dort eine sehr lebendige und laienbewegte Gemeinde kennengelernt. Das war pastoral die größte Erfahrung”, so der Neu-Kardinal.