Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx sieht gute Chancen für Frauen in katholischen Ämtern. Die Tür für die Diakonatsweihe für Frauen sei nach dem Ende der Weltsynode in Rom weit offen, sagte Marx am Freitag im Münchner Presseclub: „Wer will die wieder schließen? Das ist nicht umkehrbar.“ Es sei im Laufe der letzten 20 Jahre immer klarer geworden, „dass die Argumentation für ein alleiniges Priestertum zölibatär lebender Männer“ theologisch schwach sei. Er plädiere dafür, das Priesteramt „mit Respekt vor dem, was bisher war“, weiterzuentwickeln.
Die hohen Zahlen von Kirchenaustritten nannte der Kardinal eine „große Transformation, die wir nicht mit ein paar Federstrichen aufhalten können“. Er rechne aber damit, dass die „vielleicht sehr lange Durststrecke“ irgendwann wieder ende: „Die Ahnung wird bei vielen größer, dass etwas fehlt, wenn Christentum schwächer wird.“ Das Christentum sei aber nicht als „Moralproduzent“ nötig, sondern „als Unterbrechung“ des Alltags. Der Gottesdienst sei dabei der zentrale Punkt: „Er erzählt von der Befreiung, der Erlösung, von Weihnachten, Ostern und Pfingsten zusammen.“ Wenn der Sonntagsgottesdienst verschwinde, sei das Christentum am Ende.
Ins Zentrum seiner diesjährigen Weihnachtsbotschaft stellt Kardinal Marx die Hoffnung. „Wo keine Hoffnung ist im persönlichen Leben, da beginnt die Hölle“, sagte der Theologe. Der Glaube könne eine wichtige Ressource sein für Hoffnung und Kraft, deshalb seien die Kirchen gefordert, bei den Menschen Hoffnung zu wecken. „Jeder Mensch kann etwas tun – wir sollten nicht ständig wiederholen, was nicht geht“, sagte Marx. Das sei auch entscheidend für die Demokratie: „Wenn alle nur tun, was sie müssen und keinen Strich mehr, dann können wir einpacken“, sagte der Kardinal.
Wer von einer Krise der Demokratie spreche, müsse darüber nachdenken, wie sie entstanden sei. In Deutschland sei deutlich zu spüren, „dass wir nach 1989 manche Verheißung nicht erfüllt haben“, sagte der Erzbischof. Die Hoffnung auf ein besseres Leben und eine gerechtere Gesellschaft habe sich nicht für alle erfüllt. Allerdings habe er nicht erwartet, dass die Lösungen dafür „in primitivem Nationalismus“ gesucht würden: „Das überrascht mich“, so Marx. Nationalismus als Antwort reiche nicht aus, sondern führe zu mehr Spaltung und zu mehr wirtschaftlichen Problemen. (00/4034/20.12.2024)