„Was sollte eine Politikerin oder ein Politiker niemals tun?“ „Mit welcher toten Person würden Sie gerne einen Tag verbringen?“ und „Wo hört der Spaß auf?“ Die Fragen auf dem Kartenspiel „Fragen wagen“ regen zum Nachdenken an – politisch und persönlich. So das Ziel, wie Projektgründerin Laura Taufkirch erklärt.
Die 25-jährige Politikstudentin aus Frankfurt hat 2021 bei der „Jungen Akademie“ mitgemacht und das Spiel mit vier Mitstreiterinnen und Mitstreitern entwickelt. Gespielt werden kann es im Unterricht oder privat beim Spieleabend auf dem Balkon, erzählt Laura. Es gehe darum, Politik nahbar zu machen.
Demokratie ist nicht selbstverständlich
Die „Junge Akademie“ – das ist ein Kooperationsprojekt der Evangelischen Akademie Frankfurt und der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung in Zusammenarbeit mit der Goethe-Universität Frankfurt.
„Die Idee ist in der Zeit entstanden, in der die AfD auf der Bildfläche erschien und man spürte, dass die Demokratie nicht ganz so selbstverständlich ist, wie man meinte“ sagt Akademie-Direktorin Hanna-Lena Neuser.
Kein akademischer Werdegang nötig
Seit 2017 können sich jedes Jahr 30 Menschen unter 30 Jahren für ein ideelles Stipendium bewerben. Gemeinsam entwickeln die Teilnehmenden Projekte, die Demokratie erlebbar machen und stärken sollen. Es sollen bewusst auch Menschen erreicht werden, die dem politischen Diskurs bislang eher fern waren.

Unter einem Jahresmotto treffen sich die Stipendiatinnen und Stipendiaten zu Tagungen, Vorträgen und Workshops mit prominenten Rednerinnen und Rednern. Gegen Ende des Jahres stellen die Teilnehmenden ihre Projekte vor Publikum vor.
Mitmachen kann laut Akademie jeder politisch interessierte Mensch. Es brauche keinen akademischen Werdegang oder besonders tolle Noten und Vorerfahrungen, betont Neuser.
Jahrgang 2024 unter dem Motto „Macht Demokratie“
Der aktuelle Jahrgang unter dem Motto „Macht Demokratie“ stellt sich gerade in den sozialen Netzwerken vor. Dabei ist zum Beispiel die 24-jährige Frederike, die sagt: „Meine größte Leidenschaft: neue Standpunkte und Meinungen kennenzulernen. Oder Lars, selbst ernannter „linksgrüner Realist“, der gegen elitäre, patriarchale Strukturen ist.
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Im Wahljahr 2024 gewinnt das Engagement der jungen Menschen einmal mehr an Bedeutung, wie Neuser sagt: „Leider hat sich die Situation die letzten Jahre noch verschärft. Wir brauchen viel mehr (junge) Menschen, die sich engagiert und kreativ für die Demokratie einsetzen.“
Den “Demokratiedeckel” kennt sogar Bundespräsident Steinmeier
Einige der Projekte sind echte Erfolgsgeschichten: Beim Format „Humor ist…“ wird einmal im Monat die ZDF-Satire-Sendung „Die Anstalt“ gezeigt – inklusive Austausch mit Dietrich Krauß, dem Redakteur der Show.
Den „Demokratiedeckel“ kennt inzwischen sogar Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, als das Team ihre Idee im vergangenen Jahr auf dem Paulskirchenfest in Frankfurt vorgestellt hat. Der Demokratiedeckel ist ein Bierdeckel mit Fragen wie „Wie viel Europa steckt in deinem Leben?“ Auf der Blanko-Version kann man auch eigene Fragen oder Gedanken notieren.
Und auch das Spiel „Fragen wagen“ von Laura ist weiterhin kostenlos online erhältlich – und werde auch weiterhin fleißig bestellt. Lauras Wunsch an junge Menschen fürs Wahljahr: „Kommt ins Gespräch, streitet auch gerne, aber habt auch Verständnis für unterschiedliche Perspektiven.“ Und: „Engagiert euch, geht auf die Straße und vor allem: Nutzt euer Wahlrecht.“