Artikel teilen:

Jörg Hartmann: Tod des Vaters war Anlass für sein erstes Buch

Man kennt ihn als fiesen Stasi-Offizier Kupfer aus “Weissensee” oder als spleenigen Dortmunder Tatort-Kommissar Faber. Jetzt hat Jörg Hartmann sein erstes Buch vorgelegt: Der “Lärm des Lebens” – urkomisch bis todernst.

Der Schauspieler und Autor Jörg Hartmann (“Tatort”, “Weissensee”) hat sein erstes Buch vor allem aus Trauer um seinen Vater geschrieben. “Auch die Selbstvorwürfe, dass ich in diesen entscheidenden Momenten nicht bei ihm war”, gaben den Ausschlag für “Der Lärm des Lebens”, sagte er am Samstagabend beim Literaturfestival litCologne in Köln. Das Buch, das auch auf Notizen aus den letzten Begegnungen mit dem demenzkranken Vater basiert, sei ein Aufbäumen gegen die Vergänglichkeit und der Versuch einer Selbstverortung, so der Künstler, der aus Herdecke im Ruhrgebiet stammt.

Stark berührt zeigte sich Hartmann von der Geschichte seiner gehörlosen Großeltern, die in der Nazi-Zeit Gefahr liefen, getötet zu werden. “Wir sind bei Adolf auf der Liste gewesen”, habe sein Vater Hubert immer gesagt, ihm und seinen drei Brüdern habe aufgrund der Behinderung der Eltern die Zwangssterilisation gedroht, “oder vielleicht wäre noch Schlimmeres passiert”, zitierte Hartmann seinen Vater. Er selbst versuche, die Hintergründe zu recherchieren, bisher jedoch erfolglos. “Vielleicht gibt es auch einfach nichts mehr”, so der Autor und Schauspieler.

Heute sei er erschrocken darüber, wie man die NS-Zeit so schnell vergessen könne, sagte er mit Blick auf ein laut Umfragen großes rechtes Wählerpotenzial. “Ich will glauben, dass eine große Mehrheit immer noch an diese Demokratie glaubt.” Er warnte vor “Leuten, die die Welt, die so kompliziert ist, mit einfachen Antworten erklären wollen”. – “Trotzdem haben wir vielleicht diverse Sorgen und Ängste nicht ernstgenommen oder haben zu wenig hingehört”, gab Hartmann zu bedenken.

“Ich glaube nicht, dass 25 Prozent wirklich rechtsradikal sind und absolute Nazis, mit denen man in der Tat nicht reden kann.” Wichtig sei, mit den Menschen zu sprechen, betonte Hartmann. “Aber wenn wir diesen anderen, die auf der Kippe stehen, ständig den Nazistempel geben und mit ihnen nicht ins Gespräch kommen, sagen die vielleicht irgendwann aus Trotz, ja gut, wenn Ihr glaubt, wir sind Nazis, dann tschüss.”

Im Buch berichtet er auch von vergnüglichen Begebenheiten aus seiner Kindheit und Jugend im Pott, von der Zeit als Schauspielschüler in Stuttgart, im Ensemble der Berliner Schaubühne sowie seiner eigenen Familie und seinen drei Kindern. Der Schauspielerberuf sei nicht familienkompatibel, so der in zweiter Ehe verheiratete Künstler.