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Jesuit: Christliche Bildsprache bei Olympiafeier mitdenken

Zielte eine queere Inszenierung bei der Olympia-Eröffnung auf das christliche Abendmahl oder nicht? Für den Jesuiten Mertes ist das nicht die Frage. Man müsse immer auch die Assoziationen der Zuschauer einkalkulieren.

Eine queere Inszenierung bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris, die manche Zuschauer mit dem christlichen Abendmahl in Verbindung brachten, sorgt für eine anhaltende Kontroverse. Die Erklärung des Regisseurs Thomas Jolly, er habe damit nicht das Abendmahl, sondern die Götter des Olymp gemeint, greift nach Ansicht des Jesuiten Klaus Mertes zu kurz. “So naiv kann Herr Jolly nicht sein, dass er die Bildsprache, die er nutzt, nicht vorher durchdenkt”, sagte Mertes “Cicero” (Montag, online).

Immerhin wolle Jolly ein Europa feiern, das ohne die Bildsprache des Christentums nicht zu verstehen sei, so Mertes. “Er muss also mindestens in Kauf genommen haben, dass bei Zuschauern die Assoziation Abendmahl ausgelöst wird.” Mertes warnte allerdings auch religiöse Menschen davor, sich zu sehr über die Inszenierung zu ereifern.

“Wenn die Verletzung von religiösen Gefühlen zum Straftatbestand wird, dann sind wir der Willkür der Gefühle und der dadurch legitimierten Lynchjustiz ausgesetzt.” Das heiße aber nicht, dass es aus guten Gründen nicht klug und auch menschlich sei, die religiösen Gefühle anderer nicht zu verletzen, sondern sie zu respektieren, betonte Mertes. “Man kann ja von ihnen vielleicht auch etwas lernen.”