Immer dann, wenn es in den vergangenen 15 Jahren darum ging, über dreistellige Millionensummen zu entscheiden, reckte Jan Dreher zustimmend eine rote Karte hoch. Alles andere wäre eine Provokation gewesen. Denn Jan Dreher war in dieser Zeit einer der Synodalen, die zuletzt im November den Doppelhaushaltsplan der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) für die nächsten beiden Jahre in einem Umfang von circa 473 Millionen Euro für das Jahr 2024 und circa 485 Millionen Euro für das Jahr 2025 mitentwickelten. Jan Dreher (55) war bis zum 31. Dezember 2023 Vorsitzender des Ständigen Haushaltsausschusses der Landessynode der EKBO.
Das Gremium des Kirchenparlaments tagt regelmäßig, um die Finanzen der Landeskirche im Auge zu behalten und Pläne für die nächsten Legislaturperioden zu schmieden. Neulich gab Dreher in einem Brief an Kolleginnen und Kollegen im Haushaltsausschuss bekannt, dass er seine Mitgliedschaft in der Synode und damit den Vorsitz des ständigen Haushaltsausschusses beendet. Nach 15 Jahren sei dies sicherlich ein nachvollziehbarer Schritt, schreibt er, und er setzt zwei Absätze später ein Ausrufezeichen hinter den Satz: „Es hat mir mit Ihnen großen Spaß gemacht!“
Schon als Schulsprecher Spaß an Entscheidungen gehabt
Was macht Spaß daran, Zahlen und Zahlenkolonnen auf die Reihe zu bringen, Einnahmen und Ausgaben in abstrakter Dürre zu repräsentieren? Er habe mit anderen Synodalen im Ausschuss so gut gearbeitet, sagt er, dass es Spaß und Freude gemacht habe, das Zahlenwerk der Landeskirche aufzustellen. „Empathisch mit Menschen umzugehen, sie zusammenzuführen und auch mehrheitsfähige Entscheidungen hinzubekommen (gerne auch einstimmige), das macht Spaß“ – ein Spaß, der bei ihm schon früh als Schulsprecher begonnen habe, lacht Dreher.
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Mit den Synodalen im Ausschuss zusammen das Finanzgerüst zu entwickeln, das die Arbeit der Kirche erst möglich macht, das sei eine „schöne gemeinsame Zeit“ gewesen, schreibt Dreher im Abschiedsbrief an seine „Schwestern und Brüder“ im Haushaltsausschuss. Sie beschreibt er als engagiert und kenntnisreich – „ich war immer mit Männern und Frauen im Ausschuss, die gute Sparringspartner für unterschiedliche Themen waren und sind“.
Auch und gerade in der Coronazeit sei es dem Ausschuss und ihm als Vorsitzendem gelungen, die Finanzangelegenheiten der EKBO regelmäßig zu diskutieren und Haushaltspläne entsprechend auf die Beine zu stellen. „Wir hatten stets unsere synodale Handlungsfähigkeit“, sagt Jan Dreher. Nicht ohne Stolz verweist er darauf, dass der Ausschuss schon sehr früh damit begonnen habe, sich per Videokonferenz zu verständigen. Dreher, ein drahtig wirkender, gut aufgelegter Mann, gibt zu, dass „auch sportlicher Ehrgeiz“ eine Rolle gespielt habe, „dass wir das trotz der Krise und in der Krise hingekriegt haben“. Dabei sei das Einvernehmen und die Kooperation mit der Abteilung 6 (Finanzen) während seiner gesamten 15 Jahre stets konstruktiv gewesen, ähnlich wie mit den kirchlichen Rechnungshöfen und dem Rechnungsprüfungsausschuss der Synode.
Keine Entscheidung ohne Kompromisse
Der Umgang mit Ein- und Ausgaben, Zahlen und Kennziffern fällt Dreher nicht schwer. Als er vor 15 Jahren gebeten wurde, für die Synode und den Haushaltsausschuss zu kandidieren, da war der engagierte Protestant im Aufsichtsgremium des Evangelischen Johannesstifts ehrenamtlich engagiert. Im Hauptberuf war er (noch) Direktor bei der Deutschen Bank in Berlin. Kurz danach wurde der gelernte Bankkaufmann und diplomierte Betriebswirt Kaufmännischer Vorstand des Evangelischen Diakonievereins Berlin-Zehlendorf e.V., einer deutschlandweit tätigen gemeinnützigen Unternehmensgruppe, die in Pflege, Gesundheit und sozialer Arbeit engagiert ist.
Schon zu Beginn seiner Amtszeit als Vorsitzender im EKBO-Haushaltsausschuss war zu prüfen und mitzuentscheiden, mit wie viel Geld der evangelische Radiosender Radio Paradiso zu unterstützen sei. Vermutlich, so dürfen wir heute nachträglich ahnen, ging es damals nicht sofort einvernehmlich zu. „Da gab es unterschiedlichste Meinungen an einen Tisch zu bringen, auseinanderdriftende Interessen zu bündeln, den Wettbewerb im Medienmarkt zu beachten.“ Es gelang, auch weil Jan Dreher nach Debatten im Ausschuss auf Kompromisse drängte, mit denen alle Beteiligten leben können. Ihm sei wichtig, sagt er, einmal gefasste Ausschusspositionen auch dann zu vertreten, wenn er zunächst anderer Auffassung gewesen sei.
Garnisonkirche in Potsdam als großes Thema
Wer Einnahmen hütet, die von Kirchensteuerzahlern kommen, handelt niemals nur bloß finanzpolitisch, sondern auch kirchenpolitisch. Auch an den (anhaltenden) Debatten über „Ja“ oder „Nein“, „Wie“ und „Mit wem?“, „Wie viel?“ und „Von wem?“ um die Garnisonkirche in Potsdam war der Ständige Haushaltsausschuss unter Drehers Leitung beteiligt.

Das spannungsreiche Thema konnte finanziell einigermaßen geregelt werden, die EKBO unterstützt die Fertigstellung des Turms mit Millionendarlehen und Zuschüssen. Auch diese Zusagen wären so oder so ähnlich nicht ohne den Ständigen Haushaltsausschuss der EKBO unter Vorsitz von Jan Dreher möglich gewesen, der dieses Engagement jetzt beendet. Im Abschiedsbrief wünscht er sich, „dass sich unsere Landeskirche auch künftig mit den Themen befasst, die für unsere Schwestern und Brüder und unsere Kirchengemeinden vor Ort wesentlich sind“.