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IS bekennt sich zu Angriff auf Kopten

Kirchen reagieren mit Abscheu. Ägypten bombardiert mutmaßliche Terrorcamps

Kairo – Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) hat den tödlichen Angriff auf Kopten in Ägypten für sich reklamiert. In sozialen Medien bekannten sich die Dschihadisten zu der Bluttat vom 26. Mai. Als Reaktion auf den Überfall auf christliche Pilger bombardierte Ägyptens Luftwaffe mutmaßliche Terrorcamps in Libyen.
Die Kopten waren im Bus unterwegs zum Sankt Samuel Kloster in der südlichen Provinz Minja, als sie von Bewaffneten beschossen wurden. Mindestens 29 Menschen wurden nach Berichten staatlicher Medien getötet, darunter auch viele Kinder, und 22 verletzt.
Kirchenvertreter bekundeten ihre Abscheu über die Bluttat. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) sicherte den ägyptischen Christen ihre Solidarität zu. „Mit großem Schrecken und tiefer Abscheu haben wir von dem jüngsten Anschlag auf koptische Christen in Ägypten gehört“, schrieben der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm und die Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber an den koptischen Papst Tawadros II. Der Brief solle auch den Angehörigen der Opfer und allen durch Gewalt und Fanatismus schwer bedrängten koptischen Christen das tief empfundene Beileid der EKD vermitteln.
Der Botschafter des katholischen Papstes, Erzbischof Bruno Muso, sprach in Rom von einem „feigen Anschlag gegen die Christen, gegen die Kirche und gegen alle Ägypter“. Ein Vertreter des koptisch-katholischen Patriarchats äußerte gegenüber dem italienischen Pressedienst SIR den Verdacht, das Attentat erfolge mit Absicht vor dem christlichen Pfingstfest und vor Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan. „Jetzt kehrt die Angst zurück – und mit ihr auch wieder die fest verschlossenen Kirchen.“
Erst am Palmsonntag waren bei Anschlägen auf zwei koptische Kirchen in Alexandria und Tanta 45 Menschen gestorben. Zuvor verübten im Dezember mutmaßliche Islamisten ein Attentat in der Kirche Sankt Peter und Paul in Kairo mit über 20 Toten und 35 Verletzten.
Scheich Ahmad Mohammad al-Tayyeb, Groß-Imam der Kairoer Al-Azhar Universität und eine der höchsten Autoritäten des sunnitischen Islams, zeigte sich im Deutschlandfunk überzeugt, „dass dafür weder die Muslime, noch die Christen, noch der ägyptische Islam, noch das ägyptische Christentum verantwortlich sind“. Beide Religionen lebten seit 15 Jahrhunderten zusammen, solche Ereignisse hätten sie bisher nicht gekannt. Ägyptens Großmufti Schauki Allam hatte wegen des Angriffs die Feierlichkeiten zum Beginn des Fastenmonats Ramadan abgesagt.epd/KNA/UK