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Informative ZDF-Reportage beleuchtet die Wechseljahre

Rund neun Millionen Frauen in Deutschland sind derzeit in den Wechseljahren. Eine ZDF-Dokumentation will Chancen dieser Lebensphase aufzeigen und die Menopause aus der Tabuzone holen.

Die Wechseljahre sind eine Phase in der Lebensmitte von Frauen, in der sich ihre natürliche Hormonproduktion umstellt. Das Ende des Lebensabschnitts, in dem sie schwanger werden können, bringt mehr oder weniger deutlich spürbare körperliche Veränderungen mit sich. Es kommt immer seltener zum Eisprung, die Regelblutung wird unregelmäßig und bleibt irgendwann aus. Alleine in Deutschland durchleben derzeit rund neun Millionen Frauen diese Phase, über die noch immer kaum gesprochen wird. Die ZDF-Dokumentation “37 Grad: Wechseljahre: heißkalt erwischt” am 18. März um 22.15 Uhr möchte das ändern.

Es hängt von vielen Aspekten ab, wie Frauen die Zeit des sogenannten Klimakteriums erleben: von individuellen Erfahrungen und Erwartungen ebenso wie von körperlichen, gesellschaftlichen und auch familiären Umständen. Wichtig sind dabei die Erfahrungen mit dem eigenen Körper und meist auch die Haltung zum eigenen Älterwerden, zur Fruchtbarkeit und zur Sexualität. Noch immer ist die Menopause – das Wort stammt aus dem Griechischen, “meno” steht für Monat und “pausis” für “Ende” – mit ihren Symptomen ein Tabu, das viele Frauen belastet, und nicht nur ihr Umfeld, sondern auch die Wirtschaft.

Dass beide Protagonistinnen der Doku in Hamburg leben, ist laut der Berliner Filmemacherinnen Caroline Haertel (Regie) Zufall: Line ist 46, Store-Managerin in einer Boutique, und weiß zunächst gar nicht, was mit ihr los ist. Die Mutter von zwei Kindern mit Ehemann Seth hat eine Odyssee durch viele Praxen hinter sich und sagt vor der Kamera: “Ich habe das Gefühl, dass ich meinen Körper nicht mehr kenne. Schlaflosigkeit, plötzliche Gewichtszunahme und emotionale Achterbahnfahrten haben meinen Alltag komplett verändert.”

Auch die 52-jährige Caroline ist betroffen. Wie oft sie wechseljahrsbedingt nachts schweißgebadet aufwacht, dokumentiert die Teamleiterin in einem Finanzunternehmen in einem Video-Tagebuch und zeigt Ausschnitte daraus. “Ich konnte meine Beschwerden nicht einordnen und dachte, ich wäre krank. Niemand sprach von den Wechseljahren”, sagt die alleinlebende Frau. Caroline leidet unter Konzentrationsproblemen und berichtet von ihrer existenziellen Angst, ihren Job nicht mehr ausüben zu können.

Angenehm offen sprechen Line und Caroline im Film über ihre Erfahrungen und machen sich auf die Suche nach Informationen und Hilfe. Um die Symptome zu lindern, entscheiden sich manche Frauen für eine Hormonersatztherapie, andere versuchen es mit Ayurveda-Medizin oder einer Umstellung der Ernährung. Die Hamburger Gynäkologin Brigitte Mergard erklärt, dass die Wechseljahre eine Zeit der Veränderung sind – körperlich, emotional und sozial. Wenn Frauen aber die nötige Unterstützung bekämen, stecke in der Phase des Umbruchs auch eine Chance.

Das beweisen Susanne Liedtke und Silke Burmester, die Gründerinnen des Online-Portals “nobodytoldme”. Sie wollen das Thema aus der Tabuzone holen und zeigen, wie wichtig es ist, dass Frauen sich vernetzen und gegenseitig unterstützen. Die Kamera ist dabei, wenn sich Line zusammen mit Ernährungsexpertin Liedtke für die Organisation “Wir sind neun Millionen” engagiert und Plakate in der Hansestadt klebt.

In einer interessanten halben Stunde zeigt der Film “37 Grad: Wechseljahre: heißkalt erwischt” nicht nur die Herausforderungen auf, sondern auch die Potenziale, die in den Wechseljahren liegen, wenn es passende Unterstützung gibt und Betroffene ihre eigene Haltung zu dieser Lebensphase finden können. “Mit unserem Film wollen wir informieren, aufklären und natürlich auch unterhalten”, sagt Caroline Haertel.

Für ihren 22. Filmbeitrag zur ZDF-Doku-Reihe “37 Grad” haben sich Haertel und Mirjana Momirovic (Buch) mit einem Thema auseinander gesetzt, das sie beide auch selbst betrifft. “Es war toll mitzuerleben, wie Caroline und Line durch die Informationen, die sie im Laufe der Monate an verschiedenen Stellen gesammelt haben, immer sicherer im Umgang mit den eigenen Wechseljahren wurden”, sagt Haertel.