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Immer mehr Menschen erkranken an Parkinson

Papst Johannes Paul II. litt an Parkinson. Auch Quizmaster Frank Elstner und Schauspieler Ottfried Fischer haben ihre Erkrankung öffentlich gemacht. Mittlerweile hofft die Forschung, Parkinson bald eindämmen zu können.

Zittern, steife Muskeln und verlangsamte Bewegungen: Parkinson-Erkrankte müssen nicht nur mit wachsenden Einschränkungen im Alltag leben. Betroffene erleben auch eine starke psychische Belastung. Doch es gibt Hoffnung: Wissenschaftler und Mediziner sprechen von einem Wendepunkt bei der Suche nach Therapien. Ein Überblick zum Welt-Parkinson-Tag am Freitag.

Parkinson ist die am schnellsten zunehmende Hirnerkrankung weltweit. In Deutschland gibt es nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen rund 400.000 Betroffene. Eine kürzlich im Fachblatt “BMJ” erschienene Studie prognostiziert, dass sich die Zahl der Parkinson-Erkrankten weltweit von 11,9 Millionen im Jahr 2021 bis 2050 mehr als verdoppeln könnte. Für Deutschland werden 574.000 Erkrankte vorhergesagt.

Betroffene sind in ihrer Lebensqualität deutlich eingeschränkt; eine Heilung gibt es derzeit nicht. Typische Symptome sind unkontrollierbares Zittern, verlangsamte Bewegungen und Gleichgewichtsstörungen. Auch Schlaflosigkeit, Inkontinenz, Riech- oder Sehstörungen können zum Krankheitsbild gehören. Meist tritt die früher auch als Schüttellähmung bezeichnete Krankheit erst im Alter auf. Betroffen sind rund ein Prozent der 60-Jährigen und drei Prozent aller 80-Jährigen. Parkinson beginnt allerdings schon 10 bis 20 Jahre vor den ersten Symptomen.

Bei Parkinson sterben im Gehirn jene Nervenzellen ab, die Dopamin produzieren – ein für die Bewegungssteuerung wichtiger Botenstoff. Dafür ist das Protein Alpha-Synuclein zentral: Fehlgefaltete Formen dieses Proteins verklumpen und lagern sich im Hirn ab. Sie zerstören nach und nach immer mehr Zellen.

Auch wenn die Erkrankung noch nicht heilbar ist, können die Beschwerden heutzutage gut behandelt werden. Erst in den 60er Jahren wurde entdeckt, dass Dopamin-Mangel die sichtbaren Symptome von Parkinson auslöst. In der Therapie wird Dopamin deshalb medikamentös ersetzt. Nach einigen Jahren lässt die Wirkung jedoch nach; starke Nebenwirkungen stellen sich ein. Die Einführung der tiefen Hirnstimulation (THS) in den späten 80er Jahren verbesserte die Lebensqualität vieler Betroffener. Elektrische Impulse können die Wirkung des Dopamins nachahmen. Deshalb werden feine Elektroden ins Gehirn eingesetzt.

Aktuell konzentriert sich die Forschung stärker auf die Früherkennung und die Entwicklung von Therapien, die die fehlgefalteten Proteine an ihrer Verbreitung im Gehirn hindern sollen. Ein Beispiel ist der Antikörper Prasinezumab, der laut aktuellen Studien womöglich das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen könnte. Die Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen erklärte deshalb am Montag vor Journalisten, es gebe derzeit begründete Hoffnung auf bahnbrechende Fortschritte. Das gelte auch für die frühe Diagnostik: In naher Zukunft könnten Laboruntersuchungen helfen, die für Parkinson typischen fehlgefalteten Alpha-Synuclein-Proteine im Nervenwasser oder sogar im Blut nachzuweisen.

Offenkundig gibt es einen Zusammenhang mit der Alterung der Gesellschaft. Studien legen aber nahe, dass auch genetische Faktoren und eine Reihe von Umweltgiften das Risiko für Parkinson erhöhen, darunter vor allem Pflanzenschutzmittel. Entsprechend beschloss der Ärztliche Sachverständigenbeirat Berufskrankheiten (ÄSVB) 2024 eine wissenschaftliche Empfehlung für eine Berufskrankheit “Parkinson-Syndrom durch Pestizide”.

Regelmäßige körperliche Aktivität und ein gesunder Schlaf tragen nach Auskunft der Parkinson-Gesellschaft wesentlich zur Lebensqualität von Betroffenen bei. Bewegung und Sport seien bislang die einzigen Strategien, um das Fortschreiten der neurodegenerativen Erkrankung abzumildern, heißt es.