Der Komponist Sven Helbig hat sein neues Werk „Requiem A“ aus Ratlosigkeit angesichts von Hass und Kriegen geschaffen. Vorausgegangen sei ein Besuch bei seinem 97-jährigen Großvater, sagte Helbig dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Dresden. Diese Begegnung habe ihm auch die aktuelle Situation noch einmal bewusst gemacht. „Aus dem Entsetzen über unsere Unfähigkeit, friedlich zu bleiben, habe ich angefangen, ein Requiem zu entwerfen“, sagte Helbig.
Helbigs neue Komposition „Requiem A“ kommt am Sonntag in der Dresdner Kreuzkirche mit dem Kreuzchor zur Uraufführung. Das Werk für Chor, Orchester, Bass und Elektronik soll als Aufruf zur Verständigung und Versöhnung erklingen. Das „A“ im Titel steht für „Anfang“. Schlüsselwörter in den Texten sind „Aufbruch“, „Asche“ und „Atmen“.
80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges sei es wichtig, „Geschichte immer wieder mit der Gegenwart zu vereinbaren“. Er wolle „einfach weiterhin daran glauben, dass wir als Menschen Potenzial haben, solche Auseinandersetzungen zu verhindern“. Dafür müsse der Blick zurück und gleichzeitig nach vorn gelingen.
Es komme darauf an, „bescheiden und demütig den eigenen Standpunkt zu vertreten und demokratische Strukturen zu erhalten“. „Im Moment scheint uns alles schon Erreichte, Besungene und Beschriebene zwischen den Händen zu zerrinnen“, sagte Helbig.
Teile eines traditionellen Requiems wie das „Kyrie“ und „Agnus Dei“ habe er in seiner neuen Komposition stehen lassen, sagt Helbig. Aber es gebe auch aktuelle Texte von ihm selbst, etwa im „Sanctus“. Damit beziehe sich das „Requiem A“ auf die zerstörte Stadt Dresden und auch auf den Wiederaufbau. So etwa sei die Dresdner Frauenkirche aus alten und neuen Steinen aufgebaut worden.
Für sein „Requiem A“ benutzt Helbig unter anderem elektronische Klänge sowie Verfremdungseffekte der Gesangsstimmen. Bei der Uraufführung wird der isländische Videokünstler Mani Sigfusson die visuelle Inszenierung des Werkes übernehmen.
Der 57-jährige Helbig verbindet elektronische Musik mit klassischen Instrumenten und Chören. Auf der Bühne tritt er an der Seite verschiedener Ensembles mit Live-Elektronik auf, wie auch im „Reqiuem A“, und als Schlagzeuger. Der 1968 in Eisenhüttenstadt geborene Musiker und Komponist arbeitete unter anderem mit der britischen Pop-Ikonen-Gruppe Pet Shop Boys zusammen.