Von Bischof Markus Dröge
Zwei Angebote, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und eine Frage, die mir wie aus einer anderen Zeit zu kommen scheint. Entstanden ist die Jugendweihe im 19. Jahrhundert als Gegenveranstaltung zur kirchlichen Konfirmation. Um 1900 übernahmen atheistische Freidenker die Praxis als religions- und kirchenkritischen Passageritus, als Übergang von der Schule in das Arbeits- und Erwachsenenleben. In der DDR war es für Eltern eine schwerwiegende Entscheidung, ihren Kindern von der Jugendweihe abzuraten, die ein Bekenntnis zum Staat und seiner atheistischen Weltanschauung war. Wer sich konfirmieren ließ, riskierte, keinen Abitur- und Studienplatz zu bekommen. Heute wird die Jugendweihe von unterschiedlichen Organisationen verschiedener weltanschaulicher Prägung als Kulturprogramm für ein Familienfest angeboten.Immer wieder höre ich aus Schulen, dass Lehrerinnen und Lehrer und auch manche Eltern es immer noch normal finden, in Elternversammlungen zu diskutieren, ob sich nicht die ganze Klasse für die Jugendweihe anmelden solle. So wenig aber in einer weltanschaulich neutralen Schule für die Organisation der Konfirmation im Unterricht oder bei einem Elternabend Raum ist, so wenig hat die Organisation der Jugendweihe an der Schule etwas zu suchen. Abgesehen davon, dass eine Werbung in der Schule für die Jugendweihe auch nicht erlaubt ist.