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Humphrey Bogart: Lässiger Held des alten Hollywood

Das schönste Denkmal hat ihm Woody Allen gesetzt. Im Film „Mach’s noch einmal, Sam“ aus dem Jahr 1972 spielt Allen einen im Alltag und der Liebe unsicheren Kritiker, der sich in brenzligen Situationen sein Idol herbeifantasiert: Schauspiellegende Humphrey Bogart. Und Bogart, dargestellt von Jerry Lacy, gibt ihm immer wieder Ratschläge in Sachen Männlichkeit und Liebe – was in diesem Film allerdings meistens schiefgeht. Im Original heißt die Verfilmung von Allens Bühnenstück „Play it Again, Sam“, eine Anspielung auf „Casablanca“ aus dem Jahr 1942.

„Casablanca“ war der Film, der Humphrey Bogart – an der Seite von Ingrid Bergman – endgültig zum Star machte. Der Schauspieler, der vor 125 Jahren, am 25. Dezember 1899, in New York zur Welt kam, spielt den Barbesitzer Rick. Im Casablanca der frühen 1940er Jahre betreibt er sein Café, ein Treffpunkt der vor Hitler geflohenen Emigranten.

Rick ist ein desillusionierter Abenteurer, dessen Herz aber auch politisch einmal auf dem rechten Fleck geschlagen hat. Der Film ist voll mit Zitaten, die zu geflügelten Worten wurden wie „Verhaften Sie die üblichen Verdächtigen“, „der Beginn einer wunderbaren Freundschaft“ oder „Ich schau’ Dir in die Augen, Kleines“. Spätestens mit diesem Film wurde Bogart zur Ikone, mit Trenchcoat, Hut und Zigarette.

Dabei konnte er weder reiten noch tanzen noch singen, wie einmal ein Kritiker über ihn schrieb. Deshalb war er auch nicht prädestiniert für die klassischen Genres im Hollywood der 1930er und 1940er: Western und Musical. Aber in einer Zeit, in der das Rauchen noch cool war, rauchte er wie kein zweiter: mit der Zigarette im Mundwinkel, die er dann meistens nach der Hälfte wegschnippte.

Bogart war, zumindest in seinen besten Filmen, ein Inbegriff dessen, was als lässige Männlichkeit galt. Einer, dessen Figuren ihren eigenen Leitlinien und ihrer eigenen Moral folgten, auch wenn dies sie in den Tod führte. Gerade in seinen frühen Gangsterfilmen in den 1930er Jahren überlebte seine Figur den Schluss nicht immer.

Die Schauspielerei war dem jungen Humphrey DeForest Bogart, der aus einem wohlhabenden Elternhaus stammte, nicht in die Wiege gelegt. Er verließ die Highschool ohne Abschluss, verdingte sich bei der Navy und begann in den 1920ern am Broadway in New York als Theaterschauspieler. 1930 hatte er seinen ersten Auftritt in einem Langfilm. Der wichtigste unter seinen Filmen der 30er Jahre dürfte „Der versteinerte Wald“ sein, in dem er einen erbarmungslosen Gangster spielte.

Einem Gangster nicht unähnlich ist auch Bogarts Rolle in „Die Spur des Falken“ aus dem Jahr 1941. Da spielt er den Privatdetektiv Sam Spade, der eine vermisste junge Frau ausfindig machen soll. Er ist ein Mann, der zynisch wirkt und am Anfang überhaupt nicht sympathisch, ein Ermittler, den die Amerikaner „hardboiled“ (wörtlich: hartgekocht) nennen. Der Film von John Huston nach dem Roman von Dashiell Hammett mit der expressiven Schwarzweißfotografie wurde zum Prototyp des amerikanischen „Film Noir“ – und Bogart zum wichtigsten Helden des Genres.

Bogart, der bei den Dreharbeiten zu „Haben und Nichthaben“ (1944) seine vierte, um fast ein Vierteljahrhundert jüngere Frau Lauren Bacall kennengelernt hatte, spielte den hartgesottenenen Privatdetektiv noch einmal in der Chandler-Verfilmung „Tote schlafen fest“.

Politisch war der Schauspieler ein Liberaler – anders als seine stramm rechten Kollegen Ronald Reagan oder John Wayne. Als der „Ausschuss für unamerikanische Umtriebe“ (HUAC) im September 1947 Regisseure und Drehbuchautoren, die als kommunistisch eingestellt galten, vorlud und sie später zu Gefängnisstrafen verurteilte, gründete sich ein „Komitee für den ersten Zusatzartikel“. Dieser Zusatzartikel untersagt Gesetze gegen Religions-, Rede- und Pressefreiheit. Zu den Gesandten, die im Oktober 1947 vor dem Capitol in Washington gegen die antikommunistische Hysterie protestierten, gehörten Humphrey Bogart und Lauren Bacall.

Bogarts letzte Jahre standen im Zeichen großer Charakterrollen. In „An einem Tag wie jeder andere“ spielte er 1955 einen entsprungenen Sträfling, der mit zwei Komplizen eine Familie als Geisel nimmt, in „Die Caine war ihr Schicksal“ gibt er den paranoiden und inkompetenten Kapitän eines Minensuchschiffs.

Aber das Meisterwerk seiner letzten Jahre ist „African Queen“ aus dem Jahr 1951: Da nimmt er es, zusammen mit Katharine Hepburn, im Ersten Weltkrieg mit den Deutschen und einem Kanonenboot auf, bärbeißig, einem guten Glas Gin nicht abgeneigt. Für die Rolle des Kapitäns Charlie Allnut erhielt er 1952 einen Oscar, seinen einzigen. Am 14. Januar 1957 starb Humphrey Bogart im Alter von 57 Jahren an Speiseröhrenkrebs.