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Holocaust ist kaum ein Thema in rheinland-pfälzischen Familien

Der Holocaust ist in den meisten rheinland-pfälzischen Familien kaum noch ein Thema. Bei einer Befragung für ein gemeinsames Forschungsprojekt von Universität und Hochschule Koblenz, der privaten Berliner Touro Universität und dem Mainzer Landtag gaben über die Hälfte der Befragten an, sie würden zu Hause selten oder nie darüber sprechen. Fragen zur Rolle der eigenen Familie in der NS-Zeit würden vor allem von der Enkel- und Urenkelgeneration aufgeworfen, sagte Landtagspräsident Hendrik Hering (SPD) am Dienstag bei der Vorstellung erster Ergebnisse der Befragung.

Von den Antworten erhofft sich der Landtag neue Erkenntnisse dazu, wie sich die Gedenkarbeit im Land weiterentwickeln sollte. Es gehe nicht darum, abstrakte Fakten und Daten über die NS-Zeit zu lernen, sondern deren Bedeutung für die eigene Biografie zu verstehen und Empathie für die damaligen Opfer zu entwickeln.

Nach Angaben der beteiligten Wissenschaftler gingen in die Auswertung Antworten von 446 Rheinland-Pfälzern und Rheinland-Pfälzerinnen ein, die sich an einer Online-Befragung beteiligt hatten. Die meisten von ihnen verfügen über einen Hochschulabschluss und erklärten, sie seien sehr interessiert an historischen Themen, was nur bedingt einem repräsentativen Querschnitt durch die Bevölkerung entspricht. Mit zehn ausgewählten Familien wurden generationenübergreifend vertiefende Interviews geführt.

Von den Teilnehmern der Online-Befragung gaben knapp 70 Prozent an, sie wüssten über die Beteiligung von Familienmitgliedern am Zweiten Weltkrieg Bescheid. Rund 60 Prozent hatten Kenntnis davon, dass Angehörige aktiv auf Seiten der Deutschen gekämpft haben.