Der Hohenheimer Rieslingapfel galt als verschollen, bis Hobby-Pomologen einen alten Baum entdeckten und die Rückkehr des Apfels an den Zuchtort möglich machten. Mit einer Pflanzaktion der Universität Hohenheim und der Stadt Stuttgart am Mittwoch (22. November) bekommen die Hohenheimer Gärten wieder zwei Exemplare der alten Sorte, teilte die Universität Hohenheim am Mittwoch mit. Ursprünglich wurde die Sorte um 1870 an der damaligen Landwirtschaftlichen Akademie Hohenheim gezüchtet. Die Früchte sind klein, sauer und eignen sich vor allem für Most.
Die Spürnase, die in Altbach (Kreis Esslingen) einen alten Baum der Sorte entdeckt hat, ist Rudolf Brenkel. Der Ehrenvorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Altbach wusste schon vor Jahren von einem ungewöhnlichen Altbaum auf einer Streuobstwiese. „Der Großvater der Besitzerin war Baumwart in Hohenheim und wohl recht aktiv beim Veredeln“, berichtet Brenkel. Über den Verein lernte er den Pomologen und Sortenspezialisten Eckart Fritz kennen und zeigte ihm den Baum. Er erkannte den Rieslingapfel. 2019 nahm Lucas Pacholet, Hohenheimer Absolvent und Lehramtsstudent an der Universität Stuttgart, mit Brenkel Kontakt auf. Pacholet kümmert sich in seiner Freizeit nicht nur um seine eigene Streuobstwiese, sondern fahndet auch nach verschollen geglaubten Obstsorten. „Die alten Sorten sind meist robuster und weniger anfällig, etwa gegen Krankheiten“, erklärt er, „und vor allem auch ein Kulturgut mit Geschichte.“
Erstmals erwähnt wurde der Hohenheimer Rieslingapfel 1874 in der „Rheinischen Gartenschrift“. In den „Pomologischen Monatsheften“ wird die Sorte 1880 näher beschrieben. Der Wein aus diesen Äpfeln erinnere „in Farbe, Geschmack und Feuer an den aus den Rieslingtrauben gewonnenen Traubenwein“, so habe „Garteninspector Schüle in Hohenheim“ der Sorte ihren Namen gegeben.
Eine der Hauptaufgaben der Hohenheimer Gärten ist die Bewahrung der genetischen Vielfalt. Erbanlagen von alten Sorten könnten in der Züchtung helfen, um neue Sorten resistenter zu machen. Für den Hohenheimer Rieslingapfel kam die Rettung gerade noch rechtzeitig. „Der alte Baum ist eine abgängige Ruine“, berichtet Brenkel, „obwohl er jedes Jahr noch einige Äpfel trägt.“ (2800/22.11.2023)