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Nach Tod von Franziskus: MAGA-Katholiken hoffen auf konservative Wende

Der Tod des Papstes wird von einer lautstarken Gruppe in den USA nicht betrauert. Die “Make-America-Great-Again”-Katholiken hoffen auf die Wahl eines Traditionalisten.

Der Petersdom in Rom – Ort der letzten Begegnung zwischen Papst Franziskus und US-Vizepräsident J.D. Vance. Unter Trump-nahen Katholiken wächst nun die Hoffnung auf einen konservativen Nachfolger
Der Petersdom in Rom – Ort der letzten Begegnung zwischen Papst Franziskus und US-Vizepräsident J.D. Vance. Unter Trump-nahen Katholiken wächst nun die Hoffnung auf einen konservativen NachfolgerImago / imagebroker

Roger Stone hat keine Zeit für Pietät oder Trauer. Der Katholik und langjährige Trump-Vertraute machte nur Stunden nach dem Tod von Papst Franziskus aus seiner Abneigung keinen Hehl. Auf dem Portal X bezeichnete der rechte Politstratege das Pontifikat von Franziskus als illegitim und warf ihm regelmäßige Verstöße gegen Bibel und kirchliche Dogmen vor.

Sein Beitrag ist kein Einzelfall. Die prominente Kommentatorin Megyn Kelly wahrte ebenfalls keine Anstandsfrist. „Viele von uns in der katholischen Kirche fragen sich, wofür genau wir am Sonntag spenden“, ätzte die „Make-America-Great-Again“-Katholikin gegen den Kurs, den der Papst als Anwalt der Armen und der Einwanderer eingeschlagen hatte.

Von Satan kontrolliert

Den Vogel schoss die republikanische Kongressabgeordnete Marjorie Taylor Greene ab. „Das Böse wird durch Gottes Hand besiegt“, postete sie wenige Stunden nach dem Tod von Franziskus auf X. Die für extreme Positionen bekannte Abgeordnete aus Georgia, die der katholischen Kirche schon zuvor den Rücken gekehrt hatte, fiel bereits in der Vergangenheit mit ätzender Kritik auf. Etwa als sie sagte, die Bischöfe seien „von Satan kontrolliert“, weil sie Migranten unterstützen.

Die Reaktionen Trump-naher Katholiken auf den Tod des 88-jährigen Papstes zeigen, wie tief die ideologischen Gräben auch unter den Gläubigen sind. Während weltweit Menschen um Franziskus trauern, hoffen die MAGA-Katholiken darauf, dass die von ihm eingeleiteten Reformen zurückgedreht werden. Sie wünschen sich einen Nachfolger, der mehr Sympathien für den Kurs Donald Trumps aufbringt.

Zunehmend einflussreiche Bewegung

Das Phänomen der MAGA-Katholiken ist dabei mehr als nur eine Randerscheinung. Es handelt sich um eine zunehmend einflussreiche Bewegung, die Trumps christlich-nationalistische Agenda mit einer betont orthodoxen Auslegung des Katholizismus verbindet. Was ihre Anhänger eint, ist ein tiefes Misstrauen gegenüber den liberaleren Strömungen, die Franziskus für sie verkörperte.

Zu den prominentesten Vertretern zählen Steve Bannon, Trumps ehemaliger Chefstratege, und Vizepräsident J.D. Vance, der 2019 zum Katholizismus konvertierte. Er war der letzte Staatsmann, den Franziskus kurz vor seinem Tod im Vatikan getroffen hatte. Dem Vernehmen nach soll die Begegnung frostig verlaufen sein. Nicht allein der angeschlagene Gesundheitszustand des Papstes erschwerte die Begegnung, sondern auch die tiefgreifenden politischen Differenzen. Vance hatte im Januar für Aufsehen gesorgt, als er der US-Bischofskonferenz vorwarf, illegale Einwanderer nur wegen der erheblichen Bundesmittel zu unterstützen, die die Diözesen für ihre Umsiedlung erhielten.

Starker Einfluss der Traditionalisten

Der Einfluss der Traditionalisten in der US-Kirche ist anhaltend stark. Eine Umfrage der Catholic University of America belegt diesen Trend eindrucksvoll. Demnach beschreiben sich mehr als 80 Prozent der seit 2020 geweihten Priester selbst als theologisch „konservativ/orthodox“ oder sogar „sehr konservativ/orthodox.“

Mit EWTN, dem weltweit größten katholischen Mediennetzwerk, haben konservative Stimmen zudem eine Plattform, auf der Franziskus-Schelte zum guten Ton gehört. Dort kamen in der Vergangenheit häufig MAGA-Sympathisanten und Franziskus-Kritiker wie Kardinal Raymond Burke oder der abgesetzte texanische Bischof Joseph Strickland zu Wort. Regelmäßig kritisierten sie die Möglichkeit, dass geschiedene und wiederverheiratete Katholiken zum Empfang der Sakramente zugelassen werden könnten. Ebenso standen Franziskus’ vorsichtige Öffnung gegenüber gleichgeschlechtlichen Paaren, sein Engagement gegen den Klimawandel und seine Unterstützung für Migranten in der Kritik.

Franziskus reagierte auf die Angriffe seiner Gegner: Er maßregelte Kardinal Burke und entließ Strickland aus seiner Diözese. Gleichzeitig förderte Franziskus gezielt Personen, die seine Vision der Kirche teilen. Von den zehn US-amerikanischen Kardinälen, die beim Konklave stimmberechtigt sind, hat Franziskus sechs ernannt. Der katholische Podcaster Jesse Romero aus Phoenix hofft ungeachtet der Machtverhältnisse im Konklave auf einen Nachfolger, „der einige der modernistischen Tendenzen beseitigen kann, die sich eingeschlichen haben“. Die Kirche benötige so etwas wie einen “Trump-ähnlichen Papst“.