Artikel teilen:

Historischer Wendepunkt

Klimagipfel

Wer vom Pariser Klimagipfel die Verabschiedung eines perfekten Plans für den Klimaschutz im 21 Jahrhundert erwartet hatte, muss enttäuscht sein. Zu unterschiedlich sind die nationalen Interessen, zu groß ist auch das Misstrauen, durch ein „Zuviel“ an Klimaschutz im internationalen Wettbewerb abgehängt zu werden.

Dennoch gelang in Paris etwas, was keiner Konferenz zuvor gelang: Die 21. Weltklimakonferenz stellte endlich völkerrechtlich verbindliche Weichen für die weltweite „Gemeinschaftsaufgabe Klimaschutz und Klimaanpassung“. Alle Länder – ob Industrie-, Schwellen- oder Entwicklungsländer – werden durch das Paris-Abkommen in die Verantwortung genommen.
Ein großer Erfolg ist die Festlegung des 2-Grad-Ziels. Die Staatengemeinschaft will zudem besondere Anstrengungen unternehmen,  auch das 1, 5-Grad-Ziel noch zu erreichen. Damit setzt Paris ein Zeichen der Entschlossenheit, besonders verletzliche, vom Klimawandel existenziell bedrohte Staaten wie die kleinen Inselstaaten vor dem Untergang zu schützen.

Von großer Bedeutung ist auch, dass sich die Staaten auf ein verbindliches Verfahren geeinigt haben, mit dem die nationalen Beiträge zum Klimaschutz im Fünfjahres-Rhythmus überprüft und verbessert werden. So kann, beginnend 2018, mehr Dynamik entstehen beim Ausbau der erneuerbaren Energien, bei der Verbesserung der Ressourceneffizienz, beim Aufbau klimafreundlicher Infrastrukturen und dem Ausstieg aus der fossilen Energieversorgung. Dies ist auch bitter nötig, da auch die in Paris vorgelegten Klimaprogramme noch unzureichend sind und zu einer unverantwortlichen Temperaturerhöhung von 2,7 bis 3 Grad führen, wenn sie nicht nachgebessert werden.
Schließlich etabliert das Pariser Abkommen wichtige Finanzierungsinstrumente für Klimaschutz und Klimaanpassung. Dies gibt den besonders verletzlichen, armen Ländern, die bereits heute extrem unter dem Klimawandel leiden, menschenwürdige Entwicklungsmöglichkeiten.
Konsequenter Klimaschutz ist das Gebot der Stunde. Er verschafft unserer Welt mehr Gerechtigkeit und Entwicklungsperspektiven und sichert die Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen. Paris kann zu einem historischen Wendepunkt werden, wenn den Verabredungen nun auch eine ambitionierte  Praxis folgt. Daran muss jetzt hart gearbeitet werden. (Siehe auch Seite 4.)

Der Autor ist Umweltexperte und Leiter des Instituts für Kirche und Gesellschaft der Evangelischen Kirche von Westfalen.