Artikel teilen:

Historiker setzt Hoffnung auf Papst als Friedensvermittler

Papst Leo hat in den ersten Wochen seiner Amtszeit den Frieden in den Mittelpunkt gestellt. Ein Historiker sieht ihn als geeigneten Makler zwischen Ideologien und Machtblöcken.

Der Historiker und Papst-Experte Volker Reinhardt sieht in Papst Leo XIV. einen geeigneten Friedensvermittler. Zwar habe sich das Papsttum im Verlauf vieler Jahrhunderte als machtversessen, kriegsbereit und wenig an Menschenrechten orientiert gezeigt, schreibt der bis 2023 im schweizerischen Fribourg lehrende Neuzeit-Historiker im “Spiegel”. Doch mache die Entwicklung des Papsttums in den vergangenen sieben Jahrzehnten durchaus Hoffnung.

Reinhardt, der 2017 eine Geschichte der Päpste veröffentlichte, verweist auf das Selbstverständnis der katholischen Kirchenoberhäupter im 20. Jahrhundert. Der Papst stehe über den kleinlichen Erwägungen des Eigeninteresses, sei allein seinem himmlischen Auftraggeber rechenschaftspflichtig und deshalb “zur Erkenntnis und Durchsetzung der Gerechtigkeit wie keine andere Instanz auf Erden befähigt”.

Hoffnung sieht der Historiker auch in der Person des neuen Papstes: “Bevor er Leo XIV. wurde, war Robert Francis Prevost vieles: Augustinermönch, Missionar und Bischof in Peru und zuletzt eine Art Minister unter der Regierung von Papst Franziskus”, schreibt Reinhardt. “Bewiesen hat er sich mit diplomatischen Fähigkeiten, Gegensätze zu überbrücken und Kompromisse anzubahnen.” Ein Papst, der “keiner Partei angehört, stattdessen vielen vieles zu bieten hat und wenigen, wenn überhaupt, wehtut”, könnte für viele unterschiedliche ideologische Richtungen interessant sein.

Leo XIV. hatte sich und den Vatikan schon kurz nach seiner Wahl als Friedensvermittler für die Ukraine angeboten. Am Rande der Beerdigung von Papst Franziskus Ende April ermöglichte der Vatikan ein Gespräch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit US-Präsident Donald Trump im Petersdom. Tage später empfing Leo Selenskyj in Privataudienz.