“Jesus brauchte keinen SUV, um Menschen in der Stadt zu beeindrucken”, schreibt Eckart von Hirschhausen. Nicht nur das wenig materialistische Erfolgsmodell des Christentums erscheint ihm vielversprechend.
Die Kirche sollte sich nach Ansicht des Arztes, Autors und Fernsehmoderators Eckart von Hirschhausen an die Spitze der Klimaschutzbewegung setzen. Er benennt in dem am Montag erschienenen Buch “Warum heute Christ*in sein?” drei Gründe dafür, dass die Religionen Teil der Lösung werden könnten “für das dickste Brett, was wir vor der Nase haben: den Erhalt unserer Lebensgrundlagen”.
Christen hätten ein positives Narrativ und eine “Lust auf Zukunft”. Das Christentum spreche von einem weniger materialistisch orientierten Leben in Fülle. “Jesus brauchte keinen SUV, um Menschen in der Stadt zu beeindrucken”, so Hirschhausen. Weiter fragte der Autor: “Wenn die Religionen besser als ‘der Markt’ wissen, was wir wirklich brauchen, gelingt es uns dann nicht mit ihrer Hilfe, real auch weniger zu ‘ver-brauchen’?”
Außerdem könne das Christentum auf ein weltweites Netzwerk zurückgreifen. Es sei schwer, die Welt ehrenamtlich zu retten, solange andere sie hauptberuflich zerstören, schrieb Hirschhausen. Deshalb sei das Wichtigste, was ein Einzelner heute machen könne, nicht allein zu bleiben. “Deshalb braucht es Organisationen, die es schon gibt! Mit einer Kirche in jedem Dorf. Mit einer Kita, einer Schule und einem Krankenhaus um die Ecke.”
Zur Präzisierung der Nächstenliebe als Kernbotschaft des Christentums schlägt der Autor den Begriff “Übernächstenliebe” vor. Das könne man zeitlich und räumlich verstehen: “Unser Nächster, unsere Nächste, kann also auch 5.000 Kilometer weit weg sein oder 50 Jahre. Es gibt keine andere Institution, die das Denken über viele Generationen hinweg derartig in ihrer DNA hat wie die Kirchen.”
Konkret schlug Hirschhausen vor, Kirchensteuern, Pensionsfonds und privates Vermögen nach den Kriterien des Divestments anzulegen, also “raus aus allen fossilen Fossilien, keine Kohle mehr der Kohle”. Er plädierte für Solaranlagen auf Kirchen, Gemeindehäusern, Schulen und Kindergärten. Weiter fragte er: “Wann gibt es in konfessionellen Einrichtungen flächendeckend Essen nach der ‘planetary health diet’, gut für uns und gut für die Erde?”