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Hier ist nicht nur der Bär los

Eingebettet im satten Grün des Teutoburger Waldes liegt der Heimat-Tierpark Olderdissen. 90 Arten beherbergt das 16 Hektar große Areal

„Nicht mit der Faust“, höre ich mei­ne Mutter heute noch sagen. Da hatte das Grautier, dem ich etwas Gras entgegenstreckte, auch schon zugebissen. Nicht jedes Kind im Vorschulalter erfährt im Wortsinn so eindrücklich, wie eng Freude (hier des Esels) und Leid (hier meines) beieinanderliegen können.
Kurz: Einer der ersten Familienausflüge in den Heimat-Tierpark Olderdissen mündete statt erwartungsfroh Aug‘ in Aug‘ mit Europas Fauna unversehens in einem Tränenteich und Aug‘ in Aug‘ mit dem Doktor. Doch dabei blieb es nicht. Es folgten noch etliche Tierpark-Visiten – Jahrzehnte später auch mit meinen eigenen Kindern – ohne nennenswerte Zwischenfälle. Vierbeiner mit XXL-Zahnwerk nötigen mir seit damals aber bis heute besonderen Respekt ab.
Besonderen Respekt verdient allerdings auch, was hier seit seiner Begründung 1930 auf der heute 16 Hektar großen Anlage mit ihren Teichen, Wiesen und Wäldern alles entstanden ist. Nicht weniger als 90 heimische Tierarten – unter den um die 450 Tiere auch solche mit Migrationshintergrund, wie etwa der aus Ostasien zugewanderte Sikahirsch mit weiblichem Gefolge – finden sich hier oberhalb Bielefelds in der Nähe des Johannistales. Sehr zur Freude der jährlich rund 800 000 Besucher – darunter viele Schulklassen und Kindergartengruppen – der in den Teutoburger Wald eingebetteten Einrichtung der Stadt.
Gründe für den großen Zuspruch dürften nicht allein darin zu suchen sein, dass das Areal frei zugänglich und obendrein rund um die Uhr geöffnet ist. Sondern es ist wohl auch die große Vielfalt an lehrreichen Angeboten für Groß und Klein. Dazu gehören etwa die „Zoo-Schule Grünfuchs“ – unter anderem mit fachkundigen thematischen Führungen –, die „Sonntagsschule“, die Schulkindern Naturerfahrungen mit Tieren und Pflanzen ermöglicht, und die Ausstellung mit 650 verschiedenen Tierpräparaten.
Olderdissens Hauptattraktion sind zwei Braunbären, mein erstes Ziel, als mich dieser Tage das sonnige Wetter wieder mal in den Tierpark lockt. Über gut gepflasterte Wege geht‘s vorbei an großen Volieren mit aller Art Nacht-, Greif- und krächzenden Krähenvögeln. Vorbei auch an der Gruppe, die mit ihren Betreuern der Fütterung der Fischotter harrt.

Auf ein Wiedersehen, Wiederkäuer

„Daaa, der Bääär“, kehlt es mir plötzlich vielstimmig aus einer Kinderschar entgegen, die an der Sperrmauer des Braunbär-Geheges klebt. Meister Petz indes liegt unbeeindruckt in Sichtweite rücklings im Schatten eines Baumes. Ab und an spielt seine linke Vordertatze mit einem Ast. Als er kurz seinen mächtigen Kopf hebt und herüberblickt, wirkt es, als wolle er ihnen mit Balu, dem Bären aus Disneys Zeichentrickfilm „Dschungelbuch“, zurufen: „Probier‘s mal mit Gemütlichkeit. Mit Ruhe und Gemütlichkeit jagst du den Alltag und die Sorgen weg.“
Hier ist er heute also eher nicht los, der Bär. Dafür aber bei den Wildschweinen. Der Nachwuchs versucht sich hier in ersten Wühlarbeiten oder schiebt seinen Rüssel schnaufend über den Boden. Weniger agil geht es bei den Haus­eseln zu. Aber: „Vorsicht, die Esel können beißen“, warnt ein Schild.
Wohl wahr, denke ich, während ich am Restaurant vorbei wieder Richtung Ausgang schlendere. Mein letzter Blick fällt auf ein Wisent. „Europas letztes Wildrind“, lässt eine der Infotafeln wissen, die an jedem Gehege über Herkunft und Lebensraum eines jeden Tieres informieren. – Ich werde wiederkommen, Wiederkäuer. Trotz Esel. Und bestimmt nicht nur wegen der Bären.

Kontakt und Infos unter Telefon (05 21) 51 29 56

Internet: http://www.bielefeld.jetzt/tipp/tierpark-olderdissen.