Das Land Hessen stellt der Stadt Frankfurt am Main Fördermittel in Höhe von 1,3 Millionen Euro für das Projekt „Immersive Jewish Frankfurt“ (Immersives Jüdisches Frankfurt) zur Verfügung. Damit soll die historische Umgebung der Judengasse unter anderem mittels Virtual-Reality-Brillen erlebbar gemacht werden. Das Projekt öffne „die Tür in eine Welt, in der wir spüren, wie eng Geschichte mit unserer Gegenwart verbunden ist“, sagte Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) am Mittwoch anlässlich der Übergabe des Förderbescheids im Frankfurter Museum Judengasse.
Die Fertigstellung des Projekts sei derzeit für Ende 2026 geplant, sagte die Direktorin des Jüdischen Museums Frankfurt, Mirjam Wenzel. Ein erster Einblick war aber bereits im Gewölbekeller „Goldener Apfel“ zu erleben: Nach dem Aufsetzen der Virtual-Reality-Brille ist der derzeitige Eingang des Gewölbekellers zu sehen. Dreht sich die Nutzerin oder der Nutzer in der virtuellen Umgebung umher, erscheint die Judengasse, wie sie im 19. Jahrhundert zu sehen war.
Die Umgebung verändert sich dabei immer wieder und soll verschiedene Facetten der Judengasse beleuchten. Über die Lautsprecher der Brille sind außerdem Informationen zum Gesehenen zu hören. Den Angaben zufolge soll es den Nutzern auch möglich sein, mit virtuellen Figuren ins Gespräch zu kommen und Fragen stellen zu können. Das Projekt setze auf eine Kombination aus virtueller Realität, Gaming-Elementen und Künstlicher Intelligenz, sagte Wenzel.
Die hessische Digitalministerin Kristina Sinemus (CDU) betonte, dass das „Erleben der Vergangenheit für unsere Zukunft wichtig“ sei. Der Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) bezeichnete das Projekt als „neuen Weg in der Erinnerungskultur“.
Wie das hessische Ministerium für Digitalisierung und Innovation mitteilte, basiere die virtuelle Umgebung auf historischen Forschungen, archäologischen Funden und materiellen Zeugnissen. Die Stadt Frankfurt hatte die jüdische Bevölkerung im 15. Jahrhundert in einem abgeschlossenen Bezirk außerhalb der Stadtmauer im Bereich der heutigen Kurt-Schumacher-Straße angesiedelt. Dieser Bezirk, die Judengasse, entwickelte sich laut Ministerium „zu einem der bedeutendsten Zentren jüdischen Lebens in Europa“.