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Helfer und Papst: Katastrophale Lage in Gaza trotz Hilfslieferungen

Geschlossene Krankenhäuser, Verletzte, Hungernde – in Gaza leiden viele Menschen. Die Wiederaufnahme der Hilfslieferungen ändert da wenig, kritisieren Hilfsorganisationen. Auch der Papst meldet sich kritisch zu Wort.

Die Kritik an der unzureichenden Versorgung notleidender Menschen im Gazastreifen hält an. “Nach monatelanger Abriegelung des Gazastreifens erlauben die israelischen Behörden nun Hilfslieferungen in lächerlich kleinem Umfang”, sagte Pascale Coissard, Notfallkoordinatorin der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen in Chan Junis, am Mittwochnachmittag.

Die Behörden wollten sich offenbar nicht dem Vorwurf aussetzen, die Menschen im Gazastreifen auszuhungern. Allerdings würden sie diese “nur gerade so am Leben halten”, so Coissard weiter. Hilfe werde instrumentalisiert, um die militärischen Ziele der israelischen Streitkräfte zu erreichen.

Am Mittag hatte auch Papst Leo XIV. erneut ein Ende des Gaza-Kriegs gefordert und auf die katastrophale Situation verwiesen: “Die Lage im Gazastreifen wird immer besorgniserregender und schmerzhafter. Ich erneuere meinen eindringlichen Appell, würdige humanitäre Hilfe zuzulassen und die Feindseligkeiten zu beenden, deren qualvollen Preis Kinder, alte und kranke Menschen zahlen.”

Am Morgen hatte der Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen, Christian Katzer, in der ARD mehr internationalen Druck auf Israel gefordert. Auch die deutsche Regierung müsse ihre Kanäle nutzen, um auf die Einhaltung des humanitären Völkerrechts zu pochen und darauf zu dringen, humanitäre Hilfe zuzulassen – “weil die Menschen sonst verhungern”.

Außerdem kritisierte Katzer die Verstärkung der Angriffe im Zuge der neuen Offensive. Israelische Evakuierungsaufforderungen kämen meist sehr kurzfristig. Durch die Angriffe würden zudem medizinische Einrichtungen zerstört, alleine mehr als 30 in der vergangenen Woche.

Als Reaktion auf die sich rapide verschlechternde Lage im Gazastreifen und im Westjordanland kündigte die Europäische Kommission an, zusätzliche 50 Millionen Euro für humanitäre Hilfe bereitzustellen. Die Gesamthilfe im Jahr 2025 steige damit auf bisher 170 Millionen Euro.

Auch andere Organisationen wie das Bündnis “Aktion Deutschland Hilft” kritisierten die schwierige Lage im Gazastreifen. “Die für wenige Tage angesetzte beschränkte Öffnung der Grenzen für humanitäre Hilfsgüter ist nicht mal ein Tropfen auf den heißen Stein”, so die Johanniter-Länderbüroleiterin Nahost, Sophia Buller. Die Vorräte der Hilfsorganisationen in Gaza seien aufgebraucht. Auch Helfer seien von Hunger betroffen.

Ähnlich äußerte sich die Diakonie Katastrophenhilfe. “Wenn jetzt für wenige Tage Nahrungsmittel und einige Medikamente zu den Menschen gelangen, ist das kein Zeichen der Einsicht. Die angekündigten Lieferungen sind nur ein Bruchteil dessen, was die Menschen in Gaza zum Überleben benötigen”, sagte Organisationsleiter Martin Keßler.

“Die schutzbedürftige Zivilbevölkerung ist – wie in jedem bewaffneten Konflikt – das schwächste Glied”, so Keßler. Alle Konfliktparteien seien angehalten, unabhängige Hilfe für die Zivilbevölkerung unter sicheren Bedingungen im notwendigen Umfang zuzulassen. “Der Kampf zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas, die weiterhin Geiseln in ihrer Gewalt hält, muss endlich die Normen des humanitären Völkerrechts respektieren.”

Die Pläne der israelischen Regierung, Hilfe künftig eigenständig zu kanalisieren und nicht auf das bewährte humanitäre System zu setzen, seien nicht akzeptabel und stünden im Widerspruch zu humanitären Prinzipien, fügte Keßler hinzu.