Gegenüber der Ukraine und Gaza geht er oft unter. Doch kaum ein Konflikt in der Welt bedroht so viele Menschenleben wie der, der nun seit einem Jahr im Sudan tobt. Leidtragende sind wie immer die Schwächsten.
Über zehn Millionen Kinder im Sudan leben nach Helferangaben in einem aktiven Kriegsgebiet. Damit ist jedes zweite Kind im Land potenziell gefährdet, durch Kampfhandlungen oder Luftangriffe getötet zu werden, wie aus einer am Mittwoch vorgestellten Analyse des Kinderhilfswerks Save the Children hervorgeht.
Der Beginn des bewaffneten Konflikts zwischen Sudans Armee und den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) jährt sich am 15. April zum ersten Mal. Nach UN-Angaben mussten seitdem über 8,5 Millionen Menschen ihr Zuhause verlassen, fast zwei Millionen flüchteten bereits in Nachbarländer. Knapp die Hälfte der 46 Millionen Einwohner sei zudem auf humanitäre Hilfe angewiesen, 40 Prozent seien von Hunger und Mangelernährung bedroht, so Save the Children.
Kinder litten besonders unter dem Konflikt. Fast vier Millionen seien von Mangelernährung bedroht, seit dem Ausbruch des Konflikts habe kein Kind mehr zur Schule gehen können. “Die Kinder im Sudan erfahren unvorstellbares Leid. Sie wurden Zeugen von Tötungen, Massakern und Zerstörung, während sie mit der Angst leben, dass sie selbst getötet, verletzt, zum Kampf rekrutiert oder sexualisierter Gewalt ausgesetzt werden könnten”, sagte der Save-the-Children-Länderdirektor im Sudan, Arif Noor.
Von der am kommenden Montag in Paris beginnenden Geberkonferenz für den Sudan erhofft sich das Hilfswerk mehr finanzielle Unterstützung. Bislang sei der Bedarf von 2,5 Milliarden Euro für das laufende Jahr nur zu knapp sechs Prozent gedeckt, sagte die Chefin von Save the Children International, Inger Ashing. Zwar sei der Konflikt im Sudan einer der derzeit größten weltweit. “Die internationale Aufmerksamkeit liegt aber vor allem auf der Ukraine und Gaza.” Um eine Ausweitung der humanitären Katastrophe im Sudan zu verhindern, brauche es “eine gewaltige Erhöhung” der Hilfsmittel.