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Heilung – mutig beten und alles Gott überlassen

Welche Bedeutung kann christliche Spiritualität bei der Heilung und Begleitung von Menschen spielen? Vom 27. bis 29. März findet in Bielefeld der 4. Christliche Gesundheitskongress statt. Die Frage, wie Christen sich einbringen können in die Pflege und Behandlung von kranken Menschen und Menschen mit Behinderung, soll dabei im Zentrum stehen. Michael Utsch von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) in Berlin, ist Referent auf dem Kongress. Harald Mallas befragte ihn zum Verhältnis von Glaube und Gesundheit.

Die Fragen stellte Harald Mallas

Herr Utsch, hat Kirche das Thema Glauben und Gesundheit zu sehr vernachlässigt?Eindeutig ja. Wie ist Jesus in Erscheinung getreten? Als Geschichtenerzähler und als jemand, der Kranke gesund gemacht hat. Im Missionsbefehl trägt er seinen Jüngerinnen und Jüngern auf: Bringt das Evangelium und macht Kranke gesund. Die Kirche hat also einen klaren Heilungsauftrag. Das hat sich in der Geschichte niedergeschlagen: Die ersten Krankenhäuser sind innerhalb von Klostermauern entstanden. Die ersten Krankenschwestern waren religiös motivierte Frauen. Das hat bis zu einer bestimmten Zeit auch funktioniert.Aber irgendwann wurde der christlichen Gemeinde das Thema Gesundheit aus der Hand genommen.Das hat sicher etwas mit der Aufklärung zu tun und dem wissenschaftlichen Fortschritt. Dadurch hat eine Professionalisierung eingesetzt. Der kranke Mensch als ganzheitliche Person geriet aus dem Blick. Es wurde nur noch ein krankes Organ behandelt, nicht aber der Mensch als Leib, Seele und Geist. Doch die Sehnsucht nach Ganzheitlichkeit ist geblieben. Warum gehen die Menschen zum Homöopathen? Weil dort nicht nur ein defektes Organ, sondern der ganze Mensch im Blickpunkt steht. In der alternativen genau wie in der „sprechenden Medizin“ spielen Zuwendung, Aufmerksamkeit und das Soziale eine große Rolle. Die Alternativmedizin arbeitet viel mit Ritualen, Symbolen, mit Gemeinschaft. Das sind ureigenste Schätze christlichen Glaubens, die durch erfahrungsarme und kopflastige Gottesdienste verlorengegangen sind.Entdeckt die Medizin den Zusammenhang von Körper und Seele neu?Ja, denn es ist wissenschaftlich erwiesen: Wenn liebevolle Zuwendung, wenn seelische Bedürfnisse mit in einen Behandlungsprozess einbezogen werden, erzielt das bessere Gesundungs- und Heilungsergebnisse. Gerade die geistlich-spirituellen Bedürfnisse von Kranken wurden lange in einer naturwissenschaftlich verengten Medizin vernachlässigt. Doch da ist ein Wandel zu beobachten. In diesem Jahr wird Traugott Roser, Professor für Spiritual Care am Lehrstuhl für Palliativmedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München, ein Hauptreferent auf dem christlichen Gesundheitskongress sein. Er hat in München den Lehrstuhl Spiritual Care mit aufgebaut. Ärzte an der Maximilians-Universität können sich in spiritueller Begleitung ausbilden lassen. (…)

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