Für die Autorin und Essayistin Alice Hasters (34) ist der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern auch eine Auseinandersetzung um Identitäten. „Wir sehen, dass es auf der israelischen und der palästinensischen Seite eine Selbsterzählung gibt. Diese Geschichte geht nicht auf, wenn man die Existenz und die Geschichte der anderen anerkennt“, sagte Hasters dem Evangelischen Pressedienst (epd). Am Montag erscheint Hasters neues Buch „Identitätskrise“.
Identität sei für sie von außen betrachtet das, was dem Frieden am meisten im Wege stehe, sagte Hasters. „Könnte man das loslassen, wäre es möglich, besser zu schauen, was die Menschen dort brauchen, um frei und gleichberechtigt zu leben. Beide Seiten werden nicht dieselben bleiben können.“
Für sie sei die Situation nach dem brutalen Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel vergleichbar mit der Situation der USA nach dem 11. September 2001. „Damals haben wir gesehen, dass die Trauer in den 20 Jahre dauernden Afghanistan-Krieg mündete und in den Irak-Krieg, der auf einer Lüge basierte, eine hohe Verschuldung gebracht hat, viele Soldaten das Leben gekostet hat und diejenigen, die überlebt haben, hoch traumatisiert hat.“ Es mache ihr Angst, dass nun auch rechte Politiker in der israelischen Regierung Verantwortung trügen, die die Palästina-Frage komplett ignorierten.
Es tue ihr sehr leid für die israelische und jüdische Community, dass es nach dem brutalen Terrorangriff keine Zeit der Trauer zu geben scheine. „Die israelische Gesellschaft hatte keine Zeit, den Schockzustand in Ruhe zu verarbeiten. Während man sich damit befasst, geht der Angriff schon weiter.“
Hasters wurde 2020 in der „Black Lives Matter“-Bewegung durch ihr Buch „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten“ bekannt, das schon 2019 erschien. In ihrem neuen Buch „Identitätskrise“ beschreibt sie, warum die Erzählung des Westens von Freiheit, Wohlstand und Gerechtigkeit nicht aufgeht.