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Hannover: Nachbarschaft trifft sich beim “Begehbaren Advent”

In Hannover-Döhren haben Anwohner einen „Begehbaren Advent“ organisiert. Jeden Abend treffen sie sich vor einer anderen Haustür. Auch die Kirchengemeinde macht mit.

Offen für alle: Bewohnerinnen und Bewohner in Hannover-Döhren feiern „Begehbaren Advent“
Offen für alle: Bewohnerinnen und Bewohner in Hannover-Döhren feiern „Begehbaren Advent“Sven Kriszio

Aus der Ferne ist ein kleines Feuer zu sehen, das in einer Schale brennt. Beim Näherkommen erkennt man mehrere Leute, die auf einem Grünstreifen vor der Häuserzeile zusammenstehen und sich unterhalten, manche mit einem Becher in der Hand. Einige Kinder laufen umher und naschen von Keksen, die auf einem Gartentisch ausgebreitet sind. Jetzt steigt ein Mann auf eine Leiter und begrüßt die Menge an der Wiehbergstraße. So beginnt der „Begehbare Advent“ in Hannover-Döhren, zu dem diesmal Familie Hartmann eingeladen hat.

Es gibt Kinderpunsch, Lebkuchen und Spekulatius. Auch eine Geschichte ist noch zu hören. „Am wichtigsten ist uns aber, dass sich hier Menschen aus der Nachbarschaft treffen und kennenlernen können“, sagt Anke Hornbruch, eine der Organisatoren der Veranstaltungsreihe. Im Mittelpunkt stehe die Gemeinschaft. Um dabei zu sein, müsse man nicht gläubig sein, so die 52-jährige Lehrerin weiter. Die Treffen seien offen, die Gestaltung frei. Manchmal werde gesungen. „Wenn die Kirchengemeinde den ‚Begehbaren Advent‘ ausrichtet, ist es natürlich kirchlicher.“

“Sie sehen Kirche und kommen nicht”

Anfangs war die Döhrener Pastorin Rita Klindworth über die Initiative aus der unmittelbaren Nachbarschaft überrascht. „Das ist doch unsere Aufgabe als Kirche, habe ich gedacht“, erzählt sie. Doch umgekehrt wisse sie, dass selbst niedrigschwellige Veranstaltungen ihrer Gemeinde wie jüngst ein Bob-Dylan-Gottesdienst nicht den erhofften Zuspruch von kirchenfernen Menschen erfahren würden. „Sie sehen Kirche und kommen nicht“, so Klindworth. Beim „Begehbaren Advent“ ist die St.-Petri-Kirchengemeinde nur eine Beteiligte, sie gestaltet zwei Abende. „Ich bin froh, dass wir mitmachen. Denn viele Menschen freuen sich auf den Advent und wollen etwas zusammen machen. Und da sind wir gerne dabei.“

Der „Begehbare Advent“ geht ursprünglich auf die Initiative von Malte Pfeiffer zurück, einem Professor für Kulturarbeit, der 2018 neu in den Stadtteil gezogen ist. Er habe Anschluss gesucht, erzählt der 42-jährige Familienvater und Katholik. Doch vor allem habe er einen Raum für Gemeinschaft und Verbindlichkeit schaffen wollen. „Für mich heißt Advent, dass Menschen sich öffnen und füreinander da sind.“

Die Kirchengemeinde Döhren lädt an zwei Terminen zum „Begehbaren Advent“ vor dem Gemeindehaus, Am Lindenhofe 19. Am 16. Dezember um 18 Uhr singt der Kinderchor, am 18. Dezember um 19 Uhr spielt der Posaunenchor.