In Hannover erinnert künftig eine Gedenktafel an das ehemalige „Judenhaus“ in der Herschelstraße 31. „Ich freue mich, dass es nach so vielen Jahren endlich zu diesem Gedenken gekommen ist“, sagte die Zeitzeugin Ruth Gröne am Mittwoch bei der Enthüllung der Tafel. Die heute 91-Jährige lebte als Kind in der NS-Zeit zwei Jahre lang mit ihren Eltern zwangsweise in dem Haus.
Zwischen 1941 und 1943 lebten in der NS-Zeit 150 Menschen auf engem Raum in dem sogenannten „Judenhaus“. Seit 1957 hat der Sozialverband Deutschland (SoVD) auf dem Grundstück seine Landesgeschäftsstelle. Auf Initiative des Verbands und der Landeshauptstadt enthüllten Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) und der Vorstandsvorsitzende des SoVD in Niedersachsen, Dirk Swinke, die Tafel.
Gröne berichtete vor rund 50 Gästen von ihrem Leben in der Herschelstraße. Alkoholisierte Gestapo-Beamte hätten Bewohner mit „Gebrüll, Tritten und Schlägen“ durchs Treppenhaus gescheucht, erinnerte sie sich. Die Bewohner lebten in ständiger Angst vor Deportation in ein Lager oder ein Ghetto. Als Hannover vom 8. auf den 9. Oktober 1943 bombardiert wurde, fing auch das Haus in der Herschelstraße Feuer. Ruth Gröne und ihre Eltern konnten sich ins Freie retten.
Swinke sagte, die Menschen in dem Haus seien dort „Kontrolle, Gewalt und Willkür der Gestapo aussetzt gewesen“: „Wir haben die Verantwortung, aus der Geschichte zu lernen.“
Im September 1941 mussten mehr als 1.200 hannoversche Jüdinnen und Juden ihre Wohnungen räumen. Sie wurden gezwungen, in sogenannte „Judenhäuser“ zu ziehen. Dazu zählte auch das Haus in der Herschelstraße 31. Von den 150 jüdischen Bewohnern wurden 85 im Dezember 1941 nach Riga deportiert. Rund 40 mussten in andere „Judenhäuser“ umziehen. Bei der Ausbombung des Hauses am 9. Oktober 1943 wohnten dort noch ungefähr 60 Menschen.