Vor dem dritten Jahrestag des rassistischen Anschlags von Hanau hat Hessens Landtagspräsidentin Astrid Wallmann dazu gemahnt, die Getöteten nicht zu vergessen. “Die Opfer von Hanau waren ein Teil von uns, sie waren unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger”, erklärte sie am Freitag in Wiesbaden. Die Parlamentspräsidentin fügte hinzu: “Die Opfer sind nicht ‘die anderen’ – ‘die anderen’ sind die Täter.”
Am 19. Februar 2020 hatte der 43-jährige Deutsche Tobias R. binnen sechs Minuten neun Menschen in Hanau aus rassistischen Motiven erschossen. Danach tötete er nach Erkenntnissen der Ermittler zunächst seine Mutter und nahm sich selbst das Leben.
Der Bundeszuwanderungs- und Integrationsrat (BZI) erklärte in Berlin: “Am 19. Februar 2020 ermordete ein Rassist in Hanau Ferhat Unvar, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtovic, Kaloyan Velkov, Vili Viorel Paun, Said Nesar Hashemi und Fatih Saracoglu.” Der BZI-Vorsitzende Memet Kilic betonte: “Solange nicht alle offenen Fragen der Angehörigen geklärt und ihre Forderungen erfüllt werden, bleibt unser Land von einer anti-rassistischen Praxis meilenweit entfernt.” Der BZI ist der Bundesverband der kommunalen Integrations- und Ausländerbeiräte.
Silvesternacht weckt Resssentiments
Seit 2021 beschäftigt sich ein Untersuchungsausschuss im Landtag mit der Aufarbeitung der Tat. Bis zum Sommer sollen die Abschlussberichte der Landtagsfraktionen vorliegen.
Noch während der Ausschuss an der Aufklärung arbeite, würden “nicht nur von rechten, sondern zunehmend auch von konservativen Kräften in diesem Land rassistische Ressentiments geweckt”, so die Arbeiterwohlfahrt (AWO). Die Debatten um die Silvesternacht-Krawalle trügen dazu bei, dass Menschen mit Migrationsgeschichte kriminalisiert und so zur Zielscheibe gemacht würden. AWO-Präsidentin Kathrin Sonnenholzner sagte: “In Hanau wurden uns Menschen genommen, die Teil unserer Gesellschaft sind. Das darf nicht noch einmal passieren.”