Mit der Premiere des restaurierten Films „Die verliebte Firma“ aus den Jahren 1931/32 startet am Freitag (17. November, 19.30 Uhr) das internationale Festival „cinefest“ in Hamburg. Bis zum 26. November werden im Kino Metropolis knapp 30 Filme vor allem aus den 1930er-Jahren gezeigt, kündigte der Verein „CineGraph – Hamburgisches Centrum für Filmforschung“ am Donnerstag an. Thema des 20. Festivals des deutschen Film-Erbes ist „Achtung! Musik …Zwischen Filmkomödie und Musical“. Auf dem Programm stehen den Angaben zufolge viele 35-Millimeter-Filme und neu restaurierte Titel, einige werden auch online im virtuellen Kinosaal des Metropolis (Metropolis+) präsentiert.
„Wir zeigen Filmperlen, die man sonst nirgendwo zu sehen bekommt“, sagte Organisatorin Erika Wottrich dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Festival wolle insbesondere „vergessene Künstler und Regisseure“ wieder auf die Leinwand bringen. Nach der Einführung des Tonfilms 1929 entstand in Deutschland das populäre Genre der Tonfilm-Operette oder musikalischen Komödie. Anstelle bekannter Klassiker wie „Die Drei von der Tankstelle“ mit Heinz Rühmann wird das Festival besonders zeittypische Filme präsentieren, darunter „Die große Sehnsucht“ (1930), „Madame hat Ausgang“ (1931), „Ein Lied geht um die Welt“ (1933), „Bel Ami“ (1938/39) oder „Die keusche Susanne“ (1926).
„Wir wollen dabei auch historische Zusammenhänge aufzeigen“, sagte Festivalleiter Hans-Michael Bock. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten1933 wurden viele jüdische Filmschaffende ins Exil vertrieben, besonders das Musikfilm-Genre war davon betroffen. „Es war ein sehr großer Verlust für die Kultur, denn Musikfilme jüdischer Regisseure hatten einen besonderen Humor“, sagte Wottrich.
Zu den Auswanderen zählten Regisseure (Wilhelm Thiele, Hanns Schwarz), Autoren (Franz Schulz, Fritz Rotter, Felix Joachimson, Hermann Kosterlitz), Komponisten (Friedrich Hollaender, Paul Abraham, Hans May, Werner Richard Heymann) und Stars (Jan Kiepura, Marta Eggerth, Max Hansen). „Die meisten von ihnen kamen schließlich nach Hollywood“, sagte Festivalleiter Bock. Dort hätten sie dann die amerikanischen Musicals und musikalische Komödien in ihrer Filmtradition weiterentwickelt. „Zuvor hatten Musikfilme in Amerika kaum eine Handlung, das hat sich ja dann geändert“, erklärte Bock.